




Ein Thema scheint Sie bisher noch nicht übermäßig zu beschäftigen: Lärm. Für viele ist Lärm aber das Umweltproblem Nummer eins im Alltag. Oder sind wir da zu empfindlich?
Lärm wird zunehmend zum Problem, weil sich viele Geräuschquellen addieren. Viele Menschen sind dadurch den Tag und die Woche über einem erheblichen Stress ausgesetzt. Beim Schutz geht es nicht nur um Schutzwände an Autobahnen und Eisenbahnstrecken, sondern auch um einen besseren Lärmschutz an der Quelle, also direkt bei der Verkehrsplanung, an den Fahrzeugen und Rasenmähern. Wir müssen die Lärmbelastung insgesamt vermindern.
Deutschlands Lärmquellen in Dezibel
Stille
Schneefall
Ticken einer Taschenuhr
Flüstern
Kühlschrank
Leises Gespräch, ruhiger Bach
Optimaler Schutz laut Deutscher Gesellschaft für Akustik: 50 dB tagsüber und 40 dB nachts
Normales Gespräch
Zielwerte des Umweltbundesamts und der WHO: 65 dB tagsüber und 55 dB nachts
Lautes Gespräch, Rasenmäher, sieben Meter entfernt
Grobe Richtschnur für Richter: 70 dB tagsüber und 60 dB nachts gelten meist als zumutbar
Starker Straßenverkehr, laute Radiomusik
Unzumutbare Dauerbelastung: 75 dB Lärm gilt unter Experten als langfristig nicht mehr tolerierbar
Airbus A319 in 450 Meter Höhe, Presslufthammer, Güterzug
Alter Güterzug, Boeing 747 in 450 Meter Höhe
Alter Güterzug auf schlechten Schienen
Kampfjet in sieben Meter Entfernung
Schmerzgrenze
Gilt dieser Stress auch für Sie?
Mir ist aufgefallen, wie wohltuend es war, als ich zuletzt mit dem Elektroauto zu einigen Terminen in Berlin gefahren bin. Es würde die Lebensqualität in unseren Städten wirklich verbessern, wenn Autos kaum noch Geräusche verursachen. Wir müssen der Elektromobilität auch deshalb zum Durchbruch in Deutschland verhelfen – das gilt ebenfalls für Busse und Lastwagen.
Sind zunächst mehr Gebiete mit Tempo 30 in Städten hilfreich?
Das lässt sich nur vor Ort entscheiden.
Deutschland
Bald müssen Gleisanlagen leiser werden. Rechtfertigt Lärmschutz hohe Kosten?
Ja, auf jeden Fall. Besuchen Sie doch einfach eine Familie, die an einer Bahnstrecke wohnt. Sie werden sich wundern, welche enormen Lärmbelästigungen dort täglich stattfinden.
Sie bezeichnen sich als lernendes System, Ihr Vorgänger war eher ein belehrendes System. Warum honorieren Ihre Gesprächspartner den Wechsel nicht?
Ich bin sehr zufrieden, was ich atmosphärisch verändert habe. Ich kann nicht über einen Mangel an Gesprächspartnern klagen. Die Umweltpolitik wird auf der politischen Agenda wieder bedeutender. Die Energiewende wird entscheidend von meinem Ministerium geprägt. Das ist als Bilanz eines Jahres nicht schlecht.