




Die Opposition behauptet anderes: Ihr Vorgänger Wolfgang Tiefensee (SPD) habe mit 2,6 Milliarden Euro mehr in den Erhalt investiert als Sie...
Die Zahlen sprechen eine andere, unmissverständliche Sprache. Der Grundbetrag lag jahrelang bei rund zwei Milliarden Euro. Wir fahren den Betrag auf rund drei Milliarden Euro hoch. Davon profitieren die alten Bundesländer, beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Der Westen bekommt bald 83 statt 74 Prozent der Investitionen. Der Nachholbedarf ist groß.
Die Autobahnbrücke auf der A1 bei Leverkusen und die Rader Hochbrücke auf der A7 wurden von heute auf morgen für schwere Lkws gesperrt. Warum dieses Planungschaos?
Das ist wie bei einem Patienten, dem nach einer Routineuntersuchung gesagt wird, dass seine Herzkranzgefäße verengt sind. Da muss der Chirurg sofort einen Stent setzen. Auch bei der Rader Hochbrücke wurden die Schäden bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Wir haben dann schnell reagiert. Für die Brückensanierung geben wir pro Jahr übrigens bald knapp eine Milliarde Euro aus. Bis ins Jahr 2009 wurden im Schnitt nur rund 330 Millionen Euro pro Jahr in die Reparatur der Bauwerke investiert.
Reichen eine Milliarde Euro pro Jahr für die maroden Brücken aus?
Wahrscheinlich werden wir am Ende sogar mehr brauchen. Aber wir können die Investitionen nicht beliebig schnell hochfahren, weil allein die Anzahl von Ingenieurbüros und Baufirmen, die Brücken sanieren können, limitiert ist. Brücken sind hochkomplex. Da können Sie keinen Dorfmaurer hinschicken, der ein bisschen Mörtel hinspritzt.
Bleibt dann noch Geld für Fernstraßen?
Das ist genau der Punkt, wo unser Dilemma deutlich wird. Wir investieren pro Jahr fünf Milliarden Euro in den Erhalt sowie den Aus- und Neubau von Straßen. Weil der gesamte Erhalt immer teurer wird, müssen wir stärker umschichten. Wir haben bei der Straße in diesem Jahr etwa 50 Prozent in Aus- und Neubauprojekte gesteckt und die andere Hälfte in Instandhaltung. Künftig werden nur noch 30 Prozent in den Aus- und Neubau fließen und dafür 70 Prozent in den Erhalt. Wir setzen klare Prioritäten.
Kostenexplosion bei Straßenbauprojekten
Projekte: 33
Geplante Kosten: 1570 Mio. Euro
Mehrkosten: 911 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 2481 Mio. Euro
Veränderung: +58 Prozent
Projekte: 1
Geplante Kosten: 157 Mio. Euro
Mehrkosten: 87 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 244 Mio. Euro
Veränderung: +55 Prozent
Projekte: 16
Geplante Kosten: 1361 Mio. Euro
Mehrkosten: 599 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 1960 Mio. Euro
Veränderung: +44 Prozent
Projekte: 15
Geplante Kosten: 467 Mio. Euro
Mehrkosten: 182 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 649 Mio. Euro
Veränderung: +39 Prozent
Projekte: 14
Geplante Kosten: 899 Mio. Euro
Mehrkosten: 342 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 1241 Mio. Euro
Veränderung: +38 Prozent
Projekte: 14
Geplante Kosten: 460 Mio. Euro
Mehrkosten: 170 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 630 Mio. Euro
Veränderung: +37 Prozent
Projekte: 22
Geplante Kosten: 862 Mio. Euro
Mehrkosten: 302 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 1164 Mio. Euro
Veränderung: +35 Prozent
Projekte: 19
Geplante Kosten: 1770 Mio. Euro
Mehrkosten: 584 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 2354 Mio. Euro
Veränderung: + 33 Prozent
Projekte: 38
Geplante Kosten: 2205 Mio. Euro
Mehrkosten: 662 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 2867 Mio. Euro
Veränderung: +30 Prozent
Projekte: 2
Geplante Kosten: 372 Mio. Euro
Mehrkosten: 112 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 484 Mio. Euro
Veränderung: +30 Prozent
Projekte: 20
Geplante Kosten: 982 Mio. Euro
Mehrkosten: 275 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 1257 Mio. Euro
Veränderung: +28 Prozent
Projekte: 2
Geplante Kosten: 138 Mio. Euro
Mehrkosten: 39 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 177 Mio. Euro
Veränderung: +28 Prozent
Projekte: 12
Geplante Kosten: 347 Mio. Euro
Mehrkosten: 94 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 441 Mio. Euro
Veränderung: +27 Prozent
Projekte: 2
Geplante Kosten: 66 Mio. Euro
Mehrkosten: 16 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 82 Mio. Euro
Veränderung: +24 Prozent
Projekte: 3
Geplante Kosten: 611 Mio. Euro
Mehrkosten: 135 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 746 Mio. Euro
Veränderung: +22 Prozent
Projekte: 1
Geplante Kosten: 93 Mio. Euro
Mehrkosten: 20 Mio. Euro
Tatsächliche Kosten: 113 Mio. Euro
Veränderung: +22 Prozent
Sie hätten damit schon früher beginnen können. Warum steckte der Bund beim Infrastrukturbeschleunigungsprogramm 2 (IBP) Geld vornehmlich in den Neubau?
Die Prioritäten waren schon damals klar: Zunächst beschleunigen wir laufende Projekte, und dann investieren wir zusätzlich in die Instandhaltung...
...aber es gab Projekte wie die Ortsumgehung Bad Liebenwerda in Brandenburg. Der Bund investierte eine Million Euro. Nun sind 29 Millionen Euro gebunden.
Natürlich beginnen wir auch noch neue Projekte. Bei der Straße waren das im Rahmen des IBP 2 aber nur zwei Dutzend kleinere Projekte. Irgendwann muss man anfangen. Wir schließen auf der A94 bei Altötting nun endlich eine Lücke von 33 Kilometern – freies Land, Viehweide. Ein sinnvolles Projekt.