Die meisten der aufgeführten Ärzte und sogenannten Fachkreisangehörigen bekamen weniger als 1000 Euro, wie die folgende Auflistung verdeutlicht:
Anteil der Personen, die unter 100 Euro erhalten haben | 9,1 Prozent |
Anteil der Personen, die unter 500 Euro erhalten haben | 47,4 Prozent |
Anteil der Personen, die unter 1000 Euro erhalten haben | 70,4 Prozent |
Daneben gab es jedoch auch Einzelpersonen mit enorm hohen Beträgen. Rund 1,3 Prozent der Ärzte kam auf mehr als 10.000 Euro. Dem Spitzenreiter der Liste ließen Pharmafirmen sogar eine Summe von knapp 200.000 Euro zukommen. Er ist allerdings der einzige Arzt in der Datenbank, bei dem die Summe die 100.000-Euro-Marke überstieg.
Gezahlt wurden die Gelder vor allem für Beratungs- und Dienstleistungshonorare sowie Reise- und Übernachtungskosten im Zusammenhang mit Fortbildungen.
Die im vergangenen Jahr zum ersten Mal aufgeschlüsselten Daten bedeuten eine Zäsur. Noch nie erhielt die Öffentlichkeit einen so detaillierten Einblick in die finanziellen Verbindungen von Medizinern, Kliniken und der Industrie. Dennoch krankt das aktuelle System neben dem Prinzip der Zustimmung für eine Offenlegung noch an einem weiteren Punkt: Es klammert einen Großteil der Zahlungen aus.
Diese Pharmafirmen zahlten 2016 die größten Geldsummen an Mediziner, Fachkreisangehörige und Institutionen
23,6 Millionen Euro
17 Millionen Euro
12,1 Millionen Euro
11,7 Millionen Euro
11,2 Millionen Euro
Die detailliert aufgeschlüsselten Angaben umfassen aktuell nur Leistungen im Zusammenhang mit Beratung, Fortbildung oder etwa Sachspenden. Welche Personen und Institutionen wie viel Geld im Zusammenhang mit Forschungsprojekten bekommen haben, halten die Unternehmen weiterhin geheim. Damit verschweigen sie Details über eine Summe von 356 Millionen Euro - mehr als 60 Prozent der Gesamtzahlungen.
Kritiker sehen darin Kalkül, da die Unternehmen so Ausgaben für eine umstrittene Praxis verschweigen können. Neben wichtigen klinischen Studien, bei denen potenzielle neue Medikamente vor ihrer Zulassung erprobt werden, enthält die Summe von 356 Millionen auch Zahlungen für sogenannte Anwendungsbeobachtungen. Dabei erhalten Mediziner Geld, wenn sie ihren Patienten ein bestimmtes Medikament verordnet haben und anschließend einen Fragebogen etwa zur Verträglichkeit ausfüllen.
Die wissenschaftliche Qualität der Anwendungsbeobachtungen sei äußerst schlecht, wird oft kritisiert. Statt dem Wohl der Patienten dienen sie demnach vor allem dazu, die Ärzte für die Verordnung des neuen Mittels zu bezahlen und die Behandelten langfristig an das Präparat zu binden. Die Unternehmen hingegen rechtfertigen die Untersuchungen als wichtige Praxisprobe - und wollen deshalb auch bei der Veröffentlichung der Zahlen keine Unterscheidung zwischen diesen und gesetzlich vorgeschriebenen klinischen Studien machen.
Die Recherche beruht auf einem gemeinsamen Datenprojekt von „Spiegel Online“ und dem Recherchezentrum Correctiv.org.