
Am Sonntag vor einer Woche wurde Johannes Ponader berühmt. Mit Jesuslatschen hockte der neue Geschäftsführer der Piratenpartei in seinem Sessel neben Gästen wie Norbert Röttgen und Klaus Wowereit bei Günther Jauch. 3,9 Millionen Zuschauer sahen zu, während Ponader mit den Herren in Anzug und Krawatte diskutierte und dabei lässig auf seinem Smartphone herumtippte. Multitasking, sagte er, sei für ihn kein Problem.
Tatsächlich gelingt Ponader eine ganz andere Form des Multitaskings. Als Geschäftsführer der Piraten talkte er auch mit Nikolaus Brender auf dem Privatsender n-tv, demnächst wird sein Gespräch mit Markus Lanz im ZDF ausgestrahlt. Für sein Amt in der Piratenpartei erhält er keine Vergütung. Stattdessen arbeitet der selbsternannte „Gesellschaftskünstler“ weiter freiberuflich als Autor, Regisseur und Schauspieler. Und bezieht zugleich Arbeitslosengeld II – zur „Stabilisierung seiner bestehenden Selbstständigkeit“, wie es im Amtssprech heißt.
Kritik löst Shitstorm aus
Dass Ponader vom Staat gestützt wird, bringt den Blogger Jens Klöntrup in Rage. Denn während sich „normale“ Hartz-IV-Empfänger nicht ohne Erlaubnis von ihrem Heimatort entfernen dürfen, spricht Ponader in Südkorea über das bedingungslose Grundeinkommen, leistet Wahlkampfhilfe in Nordrhein-Westfalen und tingelt von einer Talkshow zur nächsten. Dabei gilt für die Empfänger von Arbeitslosengeld in der Regel eine Erreichbarkeitsanordnung: Sie müssen sich stets in der Nähe ihres Wohnsitzes aufhalten, damit die Arbeitsagentur jederzeit mit ihnen in Kontakt treten kann. Wer ohne Erlaubnis verreist, verliert den Anspruch auf das Arbeitslosengeld.





Dass diese Regeln für Ponader nicht gelten, hält Klöntrup für ungerecht: „Hier ist immer die Rede von Transparenz, von einer anderen Art von Politik. Was ich aber als Außenstehender sehe, ist jemand, der mutmaßlich für sich andere Rechte in Anspruch nimmt als die breite Masse“, schreibt Klöntrup in seinem Blog. Darum erkundigte er sich bei der zuständigen Arbeitsagentur, woher das Geld für Ponaders Lebensstil stammt. Prompt brach im Netz ein Shitstorm über Klöntrup los: Er wurde als Denunziant verurteilt. In einem Tweet wurde er sogar als „dämliches Arschloch“ beschimpft.