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Polizei Härtester Castor-Einsatz seit langem

Die Polizei atmet auf, die Atomkraftgegner sind zufrieden: Der heftige Protest hat den Castor-Transport nach Gorleben zum bisher längsten der Geschichte werden lassen. Jetzt ist Zeit, Bilanz zu ziehen.

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Polizisten leuchten mit Taschenlampen im Qualm von Feuern auf einer Wiese. Quelle: dapd

Gorleben/Lüchow Der vorläufig letzte Castor-Transport hat der Polizei nach Einschätzung von Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann mehr abverlangt als alle anderen Gorleben-Einsätze zuvor. „Es war nicht nur ein fordernder Einsatz, er war auch härter als im vergangenen Jahr“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Lüchow. Zur Sicherung des mehr als fünftägigen Transports seien 20.500 Polizisten eingesetzt worden - noch mehr als im Vorjahr.

Die elf Castoren hatten am Montagabend das Zwischenlager Gorleben erreicht - rund 125 Stunden nach dem Start im französischen La Hague. Damit steht fest: Der 13. Transport nach Gorleben dauerte nicht nur am längsten, er war wohl auch der bisher teuerste.

Aus den Ländern seien 12.405 und von der Bundespolizei 8010 Einsatzkräfte im Einsatz gewesen, sagte Schünemann. Er kritisierte die Gewaltbereitschaft einzelner Demonstranten. 450 Linksautonome aus dem gesamten Bundesgebiet seien angereist. Nach Angaben beider Seiten wurden bei den Auseinandersetzungen 133 Polizisten und 355 Demonstranten verletzt.

Die Entwicklung der Gewalt sei besorgniserregend, betonte Schünemann. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, sagte: „Der Hass und die Gewalt, die meinen Kolleginnen und Kollegen von einzelnen autonomen Gruppen entgegenschlug, waren ohne Beispiel.“ Die Atomkraftgegner wiederum beklagten, dass die Polizei in diesem Jahr härter vorgegangen sei als bei früheren Transporten. Greenpeace und andere Gruppierungen werteten die massiven Proteste als Erfolg. „Dieser Rekord-Castorprotest ist Norbert Röttgens schwerste Niederlage“, sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl.

Auch die letzten 20 Kilometer von Dannenberg ins Zwischenlager liefen am Montagabend nicht reibungslos. Zwei Atomkraftgegnern gelang es, auf einen der Tieflader zu klettern und den Tross noch einmal eine Stunde aufzuhalten. In Gorleben stehen nun insgesamt 113 Behälter mit hoch radioaktivem Müll. Deutschland ist vertraglich verpflichtet, den Müll der deutschen Atomkraftwerke aus der Wiederaufarbeitung wieder zurückzunehmen.

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