Populismus im Vergleich Was Trump, Le Pen und AfD verbindet - und trennt

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Konservative Ökologen in der AfD

       

In der AfD ist allerdings auch ein kleines Häuflein ökologisch Engagierter um den Parteimitgründer Konrad Adam und den Breisgauer Kreisvorsitzenden Volker Kempf aktiv. Beide stehen den Überzeugungen des verstorbenen CDU-Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl nahe, der mit seinem Bestseller „Ein Planet wird geplündert“ in den späten 1970er Jahren eine der wichtigsten Stimmen der ökologischen Bewegung war – und dafür von Helmut Kohl aus der Partei getrieben wurde. Gruhl war Mitgründer der „Grünen“, bevor dort frühere 68er und Ex-Mitglieder der kommunistischen K-Gruppen den Ton angaben – und ihn aus der Partei drängten. Kempf ist Vorsitzender der Herbert-Gruhl-Gesellschaft, in der sich Anhänger der einst bedeutenden konservativen Naturschutzbewegung sammeln.

Die Schwäche der Ökologen innerhalb der AfD zeigte sich darin, dass die Zuständigkeit für Klimaschutzfragen vom parteiinternen Fachausschuss für Umwelt an den für Energiepolitik übertragen wurde. In letzterem dominieren Leute, die Klimaschutzpolitik für einen „Irrweg“ halten, da sie den Klimaeinfluss von CO2 bezweifeln und außerdem die „zwangsweise Senkung der CO2-Emissionen … den Wirtschaftsstandort schwächen und den Lebensstandard senken“ würden. Im Programm steht daher: „Die AfD sagt … ‚Ja zum Umweltschutz!‘, macht aber Schluss mit der ‚Klimaschutzpolitik‘ … Klimaschutzorganisationen werden nicht mehr unterstützt.“

Auf kaum einem Feld jenseits der Migrationspolitik zeigt sich der Anti-Establishment-Reflex der AfD so deutlich wie bei der Ablehnung der Klimaschutzpolitik. Hier zeigen sich die Mechanismen der Filter-Blase, in der sich viele AfD-Anhänger und -Politiker offenbar informieren und ihre Meinung bilden: Die Lust gegen einen vermeintlichen Irrweg der Etablierten anzukämpfen. Und dafür die Bereitschaft zum Dialog und die Offenheit für wissenschaftliche Erkenntnis zu Gunsten eines geschlossenen Weltbildes zu opfern.

Nationale Wirtschaftstraditionen

Was Trump, den FN und die AfD jenseits ihrer zur Schau getragenen Rebellion gegen die Arroganz der globalisierten Eliten und des politischen Establishments gemeinsam haben, wird immer weniger, je näher man die politischen Inhalte betrachtet. Auffällig ist dabei allerdings – und das könnte durchaus auch öfter zur Beruhigung der Gemüter betont werden, dass weder Trump noch Le Pen, noch die AfD eine Revolution anstreben. Niemand von ihnen stellt die freiheitliche Wirtschaftsordnung grundsätzlich in Frage - zumindest nicht in öffentlich zugänglichen Programmen.

Trump unterscheidet sich von europäischen Anti-Establishment-Parteien vor allem durch die fast völlige Verweigerung gegen jegliche Berücksichtigung ökologischer Aspekte. Allein die Abneigung gegen den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und Kernkraft vereint die „Populisten“ über den Atlantik hinweg.

Der Front National wird mit seinem Ruf nach einem „État stratege“ bei der Mehrheit der AfD-Anhänger sicher ebenso wenig Sympathien hervorrufen wie beim Präsident gewordenen Unternehmer Trump. Hier zeigen sich bei den Gegnern der Globalisierung die verschiedenen nationalen Wirtschaftstraditionen der Nationen: Mehr Staatsinterventionsfreude in Frankreich, sehr viel weniger in Deutschland und erst recht in den USA. Doch in der von souveränen Nationalstaaten geprägten Wirtschaftswelt, die sich diese Kräfte wünschen, sind unterschiedliche Wirtschaftskulturen schließlich weit weniger problematisch als in einer europäischen Wirtschafts- und Währungsunion oder interkontinentalen Freihandelszonen.

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