Porträt des Wirtschaftsministers Was will Karl-Theodor zu Guttenberg?

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Seine Ziele

Für alle, die den ehrgeizigen Guttenberg kennen, war klar: Dieser Mann nutzt das Amt des Generalsekretärs als Sprungbrett. Er will weiter nach oben, Minister werden. Das hat er jetzt geschafft, viel schneller als erwartet. Aber sein Steckenpferd ist die Außenpolitik. Die Spitze des Auswärtigen Amtes liegt für einen CSU-Politiker allerdings außer Reichweite: In schwarz-gelben Koalitionen stellt regelmäßig die FDP den Außenminister, in großen Koalitionen die SPD. Bliebe noch das Amt des Verteidigungsministers. Hier bietet sich vielleicht schon nach der Bundestagswahl die Gelegenheit: Verteidigungsminister Franz Josef Jung galt lange als die zweite große Fehlbesetzung im Kabinett neben Michael Glos und wird seinen Posten wohl räumen. Passen würde es: Guttenberg war vor dem Herbst 2008, wenn überhaupt, für seine konsequente Rechtfertigung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan bekannt. Würde das Wirtschaftsministerium im Falle einer schwarz-gelben Koalition wie üblich der FDP zufallen, könnte Guttenberg das Ressort wechseln.

Sein Besitz

Der Guttenberg-Zweig, dem Karl-Theodor angehört, besitzt eine Immobilien- und Forstverwaltung in München und Berlin. Es handelt sich um eine Holding, die das familieneigene Vermögen verwaltet, darunter das Schloss, 600 Hektar Gemarkung Guttenberg und 380 Hektar Forstwirtschaft Hilders in Hessen. Hinzu kommen zahlreiche Beteiligungen an vorwiegend mittel‧ständischen Unternehmen. So hielten die Guttenbergs 26,5 Prozent der Anteile an der Rhön-Klinikum AG, die sie 2002 zum Aktienwert von etwa 260 Millionen Euro verkauften. Bis 2005 gehörte der Familie auch das Weingut Reichsrat von Buhl – mit 52 Hektar eines der größten in der Pfalz. Auch die Guttenberg’sche Energie GmbH zählt zum Familienbesitz. Das Unternehmen mit nur einem Beschäftigten dient ausschließlich dem Beheizen des Schlosses.  

Seine Familie

Verheiratet ist Karl-Theodor zu Guttenberg mit Stephanie Gräfin von Bismarck-Schönhausen. Mit ihren Töchtern Anna und Mathilda, sechs und sieben Jahre alt, leben sie im Berliner Westend. Auch im oberfränkischen Stammsitz der Familie steht ihnen eine Bleibe zu. Guttenbergs Mutter, Gräfin Christiane von und zu Eltz, ist seit 1985 in zweiter Ehe mit Adolf von Ribbentrop verheiratet, einem Sohn von Hitlers Außenminister. Der Vater, Enoch zu Guttenberg, ist Dirigent und leitet die Herrenchiemsee-Festspiele. In seiner Heimat ist er als Umweltschützer und Atomkraftgegner bekannt, in den Achtzigerjahren demonstrierte er gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. 1992 trat er zeitweilig aus der CSU aus, weil der damalige bayrische Ministerpräsident Max Streibl sich weigerte, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen. Großvater Karl Theodor zu Guttenberg war von 1967 bis 1969 Parlamentarischer Staatssekretär unter dem Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und stimmte 1972 zusammen mit wenigen anderen Unions-Politikern gegen den Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Urgroßonkel Karl Ludwig zu Guttenberg hatte enge Beziehungen zum Widerstand um Graf Stauffenberg und wurde 1945 von der Gestapo ermordet. Der Regisseur und Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck ist ein Cousin von Karl-Theodor.  

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