Preis des Börsenvereins Friedenspreis für Ökonom Amartya Sen

Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Quelle: dpa

Vor mehr als 20 Jahren bekam Amartya Sen den Nobelpreis für Wirtschaft. Nun wird der 86-Jährige mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.

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Der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2020. Das teilte der Stiftungsrat am Mittwoch in Frankfurt am Main mit. Die angesehene Auszeichnung ist mit 25 000 Euro dotiert. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.

Sen wurde 1933 in Shantiniketan (Westbengalen) geboren und lebt in Cambridge (Massachusetts/USA). 1998 hatte er den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten. Er habe sich „als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandergesetzt“, hieß es am Mittwoch in der Begründung des Stiftungsrats. Seine Arbeiten trügen zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit bei und seien heute so relevant wie nie zuvor.

Zu Sens wichtigsten Forderungen zähle es, „gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen, sondern immer auch an den Entwicklungsmöglichkeiten gerade für die Schwächsten“, sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins und Vorsitzende des Stiftungsrats. „Sein inspirierendes Werk ist Aufruf dazu, eine Kultur politischer Entscheidungen zu fördern, die von der Verantwortung für andere getragen ist und niemandem das Recht auf Mitsprache und Selbstbestimmung verwehrt.“

Der in Frankfurt ansässige Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergibt den Friedenspreis seit 1950. Überreicht wird die Auszeichnung traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche – in diesem Jahr ist das der 18. Oktober. Die Verleihung werde „unter den dann geltenden Gesundheitsbestimmungen“ stattfinden und live im Fernsehen übertragen, hieß es beim Börsenverein.

Sen studierte Wirtschaftswissenschaften in Kalkutta und England. Dass er sich gleichzeitig der Philosophie verschrieb, prägte seine weitere Arbeit, die ökonomische Theorie mit Moralphilosophie und Ethik verbindet. Sen lehrte an zahlreichen Hochschulen, darunter Delhi, Stanford, Berkeley, Oxford und Cambridge. Seit 2004 ist er Professor in Harvard. Seine Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Neben dem Nobelpreis erhielt er rund 100 Ehrendoktortitel.

Sen ist mit der britischen Wirtschaftshistorikerin Emma Georgina Rothschild-Sen verheiratet und Vater von vier Kindern. Die Buchmesse findet trotz der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr statt. Allerdings werden deutlich weniger Teilnehmer erwartet und weniger Besucher zugelassen sein. 2019 war der brasilianische Fotograf und Umweltschützer Sebastião Salgado mit dem Friedenspreis ausgezeichnet worden.

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Vor acht Jahren berichtete die WirtschaftsWoche ausführlich über Amartya Sen, eine Art „Mutter Theresa der Ökonomen“. Lesen Sie hier den Artikel „Der Moralökonom“ aus unserem Archiv.

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