Radverkehrskongress Streit um Fahrradautobahnen und Fahrradhelme

Das Fahrrad wird 200 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr will die Regierung besonders Radschnellwege fördern. Doch der Ausbau ist umstritten. Auch Radfahren mit Helm erweist sich bei einem Kongress als Reizthema.

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Fahrradautobahnen sollen in Zukunft besser gefördert werden. Damit würden tägliche Fahrten kürzer ausfallen. Dennoch steht das Vorhaben in der Kritik. Quelle: dpa

Mannheim Der Bund will besondere Fahrradschnellwege für tägliche Fahrten etwa zur Arbeit, Schule oder Uni mit 25 Millionen Euro unterstützen - doch das Vorhaben ist umstritten. Der Bund der Steuerzahler kritisierte, es handele sich dabei um eine verfehlte Förderung. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) nannte den Schritt unzureichend. Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, wies die Kritik zurück. „Die Investition ist ein sehr guter Weg, den Radverkehr weiter zu unterstützen“, sagte er am Montag beim Nationalen Radverkehrskongress in Mannheim. Schnellwege seien „kleine Fahrradautobahnen“ ohne Gegenverkehr und Ampel.

„In Göttingen wird eine solche fünf Kilometer lange Strecke zwischen Universität und Bahnhof von Tausenden gut angenommen“, sagte Barthle. Die ADFC-Vertreterin Kathleen Lumma kritisierte im Radioprogramm SWR Aktuell, bundesweit sei die Summe von 25 Millionen Euro in diesem Jahr deutlich zu wenig für alle Ballungsräume. Der Steuerzahlerbund hatte bereits vor gut einer Woche kritisiert, solche Radschnellwege seien Sache der Länder und Kommunen, Subventionen des Bundes seien daher fehl am Platz.

Nicht nur Rad-Schnellwege, auch Fahrradhelme waren heiße Eisen beim Radverkehrskongress. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warb in einer Rede mit Nachdruck für Radfahren mit Helm - und erntete auch Buhrufe. „Der Auto-Sicherheitsgurt war ebenfalls anfangs unbeliebt. Die Kritik am Helm ist oft ein Vorurteil“, reagierte Hermann. „Ich ärgere mich, dass ältere Menschen oft ohne Helm fahren und damit kein Vorbild sind“, meinte der Minister.

Bei dem zweitägigen Nationalen Radverkehrskongress, der alle zwei Jahre stattfindet, diskutieren etwa 800 Experten über die Zukunft des Fahrrads und über mehr Sicherheit. Als Beispiel nannte Staatssekretär Barthle Assistenzsysteme für Lastwagen, weil viele Fahrradunfälle durch fahrlässig abbiegende Fahrzeuge verursacht würden.

Der Leipziger Musiker Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen) sollte am Abend für sein großes Engagement für das Zweirad mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet werden. Der Veranstaltungsort Mannheim ist kein Zufall: In der badischen Stadt erfand Karl Freiherr von Drais vor 200 Jahren den Vorläufer des Fahrrads. Mit seiner Laufmaschine unternahm er am 12. Juni 1817 die erste Fahrt.

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