Grüne und FDP haben ihre Wähler im Nacken, wenn sie beim EEG abspecken. Die einen die Solarbranche, die anderen große Fonds. Kommen Sie dagegen an?
Brüderle: Es darf nicht länger so sein, dass die Oma mit der Leselampe die Solarheizung des Poolbesitzers subventioniert.
Trittin: Vor zehn Jahren hat die Oma mit der Leselampe für vier Unternehmen bezahlt: E.On, RWE, Vattenfall und EnBW. Deren Marktanteil ist auf 60 Prozent gesunken, 24 Prozent des Stroms stammt von den Erneuerbaren. Wem gehören die Anlagen? Elf Prozent gehören Landwirten, 35 Prozent Bürgersolargesellschaften, mit dabei sind auch Rentner. Es ist sinnvoller, Strom auf dem Land zu erzeugen statt durch Import fossiler Energieträger aus Saudi-Arabien oder Russland.
Dennoch: Sie werden Subventionen streichen müssen.
Trittin: Ich habe kein Problem, auch die Vergütung für Windstrom an Land zu reduzieren und für Biogas zu streichen. Gas ist ein wertvoller Energiespeicher, den darf ich nicht rund um die Uhr verballern. Das geht nicht ohne den Mut, Lobbyinteressen entgegenzutreten. Man muss durchsetzen, was man für richtig hält – eine Eigenschaft, die ich bei der Bundesregierung vermisse.
Brüderle: Lassen wir mal diese allgemeine Rhetorik weg. E.On gehört nicht einem Einzelnen, mancher Rentner oder manche Familie besitzen da auch Aktien. In den Energiemarkt muss mehr Wettbewerb rein, die langfristigen Förderzusagen auf 20 Jahre müssen weg. Und warum darf sich der Bauer aus Frankreich oder Griechenland nicht an der Erzeugung beteiligen?
Trittin: Da bin ich bei Ihnen, das muss europäisch gelöst werden.
Also Einigkeit, aber Sie werben ja um ähnliche Wähler. Die verdienen gut, stammen beide aus bürgerlichen Milieus...
Brüderle: Die wahren Besserverdiener sind bei den Grünen…
Trittin: Kein Sozialneid, bitte!
Brüderle: Nein, nein. Ich bin tolerant, nur Möhren mag ich nicht so sehr. Aber im Ernst: Es gibt nicht viele Menschen, die mal uns wählen und mal die Grünen.
Trittin: Die Schnittmengen sind nicht groß. Eine der letzten, die von den Jungdemokratinnen der FDP zu uns gekommen ist, war Claudia Roth, heute Parteivorsitzende.
Brüderle: Der Schmerz darüber, Herr Trittin, hielt sich in Grenzen.
Dennoch hätten Sie beide mehr Machtoptionen, wenn Sie eine Koalition miteinander nicht ausschlössen.
Trittin: In Bremen und Brandenburg gab es mal Ampel-Koalitionen. Die waren für beide Seiten unerfreulich und sind gescheitert. Im Saarland hatten wir eine Jamaika-Koalition – das ist keine zwei Jahre gut gegangen. Das Ergebnis waren jeweils große Koalitionen. Nach diesen Erfahrungen sind wir nicht scharf auf so etwas.
Dann schauen Sie sich künftig beide von außen die große Koalition an?
Brüderle: Eine gemeinsame inhaltliche Basis ist nicht da, auch wenn eine rechnerische Mehrheit es hergeben würde. Das wird nichts.