Reaktionen auf Seehofers Vorstoß ARD sieht Meinungsvielfalt bedroht

Horst Seehofer schlägt eine Fusion von ARD und ZDF vor – keine gute Idee, findet die ARD-Vorsitzende. Stattdessen wollen ARD und ZDF enger kooperieren. Wie jüngst bei den Olympischen Spielen in Rio.

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Aus zwei mach eins: CSU-Chef Seehofer will ARD und ZDF fusionieren. Quelle: AP

Vor dem Hintergrund der Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk will die ARD über weitere Kooperationen mit dem ZDF Geld sparen. Wie bei den Olympischen Spielen in Rio sollen weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet werden, sagte die ARD-Vorsitzende Karola Wille am Mittwoch nach einer Intendantentagung in Berlin. Den Vorschlag von CSU-Chef Horst Seehofer nach einer Zusammenlegung von ARD und ZDF wies Wille allerdings zurück.

„Entscheidend ist: Wie stark sind wir in der Gesellschaft verankert?“, sagte Wille. Bei der großen Mehrheit der Bevölkerung genieße der öffentlich-rechtliche Rundfunk großes Vertrauen. Eine Fusion mit dem ZDF hält die MDR-Intendantin für kontraproduktiv. „Das wäre ein Weniger an publizistischer Vielfalt, an Meinungsvielfalt und an publizistischem Wettbewerb.“ Eine einzige nationale Rundfunkanstalt nach dem britischen BBC-Vorbild würde dem föderalen System in Deutschland zuwiderlaufen.

Seehofer hatte der „Bild am Sonntag“ gesagt: „Wir sind der Auffassung, dass die Grundversorgung auch von einer Fernsehanstalt geleistet werden könnte.“ In einem Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm der CSU heißt es: „Wir streben langfristig die Beseitigung von Doppelstrukturen und die Zusammenlegung von ARD und ZDF unter einem Dach an.“

„Nicht ganz einfach“ ist nach Willes Darstellung das Transparenz-Gebot bei den Honoraren für die TV-Sportexperten. Bis zum Jahresende will die ARD eine gemeinsame Position zu den Forderungen nach einer Offenlegung der Vergütungen erreichen.

Beim Lizenzerwerb für die Olympischen Spiele 2020 in Südkorea und Japan vom US-Medienkonzern Discovery wollen sich ARD und ZDF das Gebot der Sparsamkeit zu Herzen nehmen. Man werde sich aber nicht mit „Krümeln“ wenig attraktiver Sportarten abspeisen lassen, sagte ARD-Programmchef Volker Herres. Der Vorsitzende der ARD-Gremienkonferenz, Steffen Flath, mahnte zur Sparsamkeit: „Ich glaube, dass wir die Schraube langsam überdrehen.“

Neu geregelt hat der Senderverbund seinen internen Finanzausgleich. Vom 1. Januar 2017 werden sieben der neun Landesrundfunkanstalten als „Geber“ auftreten und nur noch zwei Sender, Radio Bremen (RB) und der Saarländische Rundfunk (SR), Geld erhalten. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und der Hessische Rundfunk (HR) werden in der nächsten bis 2020 dauernden Beitragsperiode zu den zusätzlichen „Gebern“ gehören. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR), größter Geldgeber im ARD-Verbund, wird seinen Beitrag etwas zurückschrauben. Über die Neuregelung müssen noch die Gremien der ARD-Sender abstimmen.

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