Robert-Koch-Institut „Das Risiko für Deutschland ist gering bis mäßig einzuschätzen“

Das neuartige Coronavirus breitet sich auch in Deutschland immer stärker aus. Das Robert-Koch-Institut meldete 27 neue Infektionen – warnt aber zugleich vor Panik.

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Das Robert Koch-Institut informierte über den Stand der Coronavirus-Erkrankungen in Deutschland. Quelle: dpa

Trotz der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus schätzen die Behörden das Risiko für die Menschen in Deutschland nur mäßig ein. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag zwar 27 neue Infektionen, doch diese seien im Wesentlichen in den bekannten drei Regionen aufgetreten.

„Zur Zeit scheint es kein breites Geschehen in Deutschland zu geben“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade. „Das Risiko für Deutschland ist gering bis mäßig einzuschätzen.“ Weltweit wurden dem RKI zufolge inzwischen in über 50 Ländern etwa 83.000 Infektionen gezählt, rund 1000 mehr als am Vortag.

Am späten Donnerstagabend wurden die ersten Fälle in Hamburg und in Hessen gemeldet. Dabei handele es sich zum einen um Italien-Reisende, wo in Europa die meisten Fälle aufgetreten sind. Die neuen Fälle seien so noch gut zuzuordnen, sagte Schaade vom RKI. Es könne so weiter gelingen, Infektionsketten zu unterbrechen. Schaade verwies darauf, dass es bislang nur einen schweren Krankheitsfall unter den Infizierten gebe.

In Nordrhein-Westfalen kamen am Donnerstag 14 neue Fälle dazu, außerdem wurden vier weitere Infektionen in Baden-Württemberg sowie jeweils ein neuer Fall in Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern gemeldet. Zudem infizierte sich ein Mitarbeiter der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Es war die erste nachgewiesene Infektion mit Sars-CoV-2 in Hamburg.

Die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie machen sich weltweit derweil stärker bemerkbar: Die Ratingagentur Moody's rechnet mit einer weltweiten Rezession im ersten Halbjahr. Zahlreiche Firmen warnten vor Folgen der Ausbreitung auf ihre Geschäfte. Die Börsen gingen weiter auf Talfahrt, es zeichnete sich der größte Wochenverlust seit der Finanzkrise 2009 ab.

Das neuartige Virus war zunächst in China und dort in der Provinz Hubei mit der Hauptstadt Wuhan aufgetreten. Der Großteil der bekannten Infektionen ist weiter in China bekannt. Die Behörden meldeten am Freitag, die Neuinfektionen seien auf den niedrigsten Stand seit gut einem Monat gefallen.

Am Donnerstag seien 327 neue Krankheitsfälle bestätigt worden, so wenige wie seit dem 23. Januar nicht mehr. Außerhalb Chinas verbreitet sich das Virus besonders im Nachbarland Südkorea, wo deswegen Popkonzerte abgesagt wurden.

Weltweit wurden erste Fälle in Ländern wie Nigeria, Neuseeland oder Weißrussland gemeldet. Russland untersagte Iraner die Einreise, weil dort das Virus bereits stärker verbreitet ist. Gleiches soll ab März für Südkoreaner gelten.

Die Bundesregierung hat einen Krisenstab gebildet, der am Freitagnachmittag wieder zusammentreten wollte. Erwartet werden Empfehlungen etwa zu Großveranstaltungen wie der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Die Messe soll nächste Woche beginnen. Die Schweiz untersagte sämtliche Großveranstaltungen im Land. Davon ist laut Insidern auch der Genfer Autosalon betroffen, der am Montag beginnen sollte.

Die Bundesagentur für Arbeit erklärte, sie springe mit Kurzarbeitergeld auch bei Produktionseinschränkungen aufgrund des Virus ein. Dies könne etwa Unternehmen mit Lieferketten nach Asien betreffen. Die Wirtschaftsforscher des Mannheimer ZEW-Instituts forderten ein europäisches Konjunkturpaket. Die Epidemie sei gefährlich, weil sie gleichzeitig Angebot der Unternehmen und Nachfrage der Konsumenten gestört werde. Das sei ein zweiter Lehrbuchfall nach der weltweiten Finanzkrise 2008.

Die Börsen weltweit spiegelten die Sorge und steuerten am Freitag auf den größten Verlust seit der Finanzkrise zu. Der Dax lag gegen Mittag um über vier Prozent im Minus.

Mehr: Das Coronavirus versetzt die Börse in Panik – Was jetzt zu tun ist

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