
Die Insolvenz der Stadtwerke Gera könnte nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger der Auftakt zu einer Serie von Problemen bei den kommunalen Versorgungsbetrieben in Deutschland sein. „Von den 500 untersuchten Stadtwerken stehen rund 100 noch schlechter da als Gera“, sagte Torsten Henzelmann, Energieexperte der Unternehmensberatung Roland Berger, der WirtschaftsWoche.
Deutsche Schuldenhochburgen
Dem Finanzreport 2013 der Bertelsmann Stiftung zufolge ist Oberhausen die Stadt mit den höchsten Schulden. Auf einen Einwohner kommen 6.870 Euro Miese durch Kassenkredite. Die Stadt schloss Musikhäuser und machte bereits fünf der acht Schwimmbänder dicht.
Auf Platz zwei folgt Pirmasens in Rheinland-Pfalz mit 6.215 Euro Schulden pro Einwohner. Vor allem der Rückgang der Einwohnerzahl macht der Stadt zu schaffen.
In Kaiserslautern liegen die Schulden bei 6.040 Euro pro Einwohner.
Auch wenn sich der Schuldenstand im Vergleich zu 2007 etwas verringert hat - Hagen gehört mit 5.618 Euro Schulden pro Einwohner zu den Schuldenhochburgen. 19 der 30 besonders verschuldeten deutschen Städte liegen in Nordrhein-Westfalen.
Remscheid, ebenfalls NRW-Kommune, hat es mit knapp unter 5.000 Euro Schulden pro Einwohner in die Top 5 geschafft.
Das rheinland-pfälzische Zweibrücken ist mit rund 34.000 Einwohnern die kleinste kreisfreie Stadt Deutschlands und doch eine der Schuldenhochburgen. Auf einen Einwohner kommen 4.230 Euro Schulden durch Kassenkredite.
Wuppertal, berühmt durch seine Schwebebahn, steckt ebenfalls tief in der Miese. Pro Einwohner sind es 4.215 Euro Schulden.
Auf Platz acht folgt Ludwigshafen mit 4.043 Euro Schulden pro Bürger.
Von Platz acht auf neun ist die rheinland-pfälzische Hauptstadt Mainz mit 3.857 Euro Schulden pro Einwohner gefallen.
An zehnter Stelle kommt Essen im Ruhrgebiet (3.766 Euro pro Einwohner). Die Stadt ist laut der Bertelsmann Stiftung mehr als dreimal so hoch verschuldet wie alle bayerischen, sächsischen und baden-württembergischen Kommunen zusammen.
Roland Berger hat in den vergangenen Monaten die Bilanzen aller deutschen Stadtwerke auf ihre operative Effizienz und Effektivität überprüft. Dafür wurde sowohl die aktuelle Ertragslage als auch die Veränderung in den vergangenen Jahren untersucht.
Dem Ergebnis zufolge sind 20 Prozent der kommunalen Stadtwerke in einer noch schlechteren Situation als die Stadtwerke Gera, die Ende Juni aufgrund einer akuten Liquiditätslücke Insolvenz anmelden mussten.