Rückblick Wie die Treuhand bei der DDR-Abwicklung versagte

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Viele DDR-Betriebe wurden zu Quelle: dpa/dpaweb

Der Treuhandanstalt präsentiert Rottmann gleichzeitig einen anderen potenziellen Käufer, das Schweizer Unternehmens Chematec. Die hoch verschuldete Firma, die für Rottmann als Strohmann dienen soll, erhält von der Treuhand den Zuschlag. Für zwei Millionen D-Mark kaufen die Eidgenossen die WBB. Dessen tatsächlicher Wert lag, so schätzen es Experten später, bei rund 68 Millionen Mark.

Nach der Abwicklung wechselt Rottmann in die WBB-Geschäftsführung – und beginnt, die Unternehmensreserven auf andere Konten zu transferieren, Grundstücke zu veräußern und Hypotheken aufzunehmen. So betrügen Rottmann & Co. die WBB um insgesamt knapp 150 Millionen D-Mark und hinterlassen dem Anlagenbauer einen Schuldenberg in Höhe von knapp 100 Millionen Mark.

Es ist nur ein Beispiel von vielen. Der Treuhand, so viel ist heute klar, fehlte es an Personal, Zeit und Führungsstruktur, um Unternehmen zu bewerten und Käufer und deren Absichten unter die Lupe zu nehmen. Das gilt auch für Investoren, die die übernommenen VEB-Betriebe konsequent aushöhlen.

Verlassene Landschaften mit Industrieruinen

Beispiel DKK: Der Kühlschrankbauer aus dem Erzgebirge kämpft nach der Währungsreform gegen die Krise. Zusammen mit Greenpeace gelingt dem Traditionsunternehmen aber ein Coup. Es entwickelt den ersten FCKW-freien Kühlschrank. Die westdeutschen Hersteller fürchten Konkurrenz. Sie starten eine Medienkampagne und wettern gegen die "gefährlichen" Geräte aus Ostdeutschland.

Die Treuhand senkte – auf Rat westdeutscher Verbände und Konzerne – den Daumen, DKK musste schließen. Die Konkurrenz aus dem Westen übernimmt wenig später die neue FCKW-freie Kühltechnik – und hinterlässt im erzgebirgischen Scharfenberg Industrieruinen und verlassene Landschaften.

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