Rüstung So groß – oder besser klein – waren die Schäden an den Puma-Panzern wirklich

Bei ihrem Antrittsbesuch beim Deutschen Heer informierte sich Verteidigungsministerin Lambrecht über die Fähigkeiten der Panzerlehrbrigade 9 Niedersachsen in Munster. Quelle: imago images

Im Dezember drohte dem Puma nach Pannen auf einer Übung noch der Stopp. Jetzt zeigt ein internes Dokument der Bundeswehr: die Pannen waren nicht nur geringer als das Verteidigungsministerium berichtet. Alle Probleme waren entweder unbedeutend oder vermeidbar.

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Über die Schäden der im Dezember auf einer Übung ausgefallenen Puma-Schützenpanzer gibt es bislang sonderbar unterschiedliche Ansichten. Die Hersteller der Panzer, die Firmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW), sprachen zu Beginn des Jahres öffentlichkeitswirksam von „Bagatellen“. Am Dienstag gestand die Bundesregierung, die vor Weihnachten noch mehr oder weniger direkt mit einem Stopp des Pumaprogramms gedroht hatte, dass die Fehler weniger dramatisch seien als vor dem Fest angenommen.

Doch auf die Kommentare der Hersteller reagierte sie verschnupft: Auch ein leichter Fehler könne im Feld zum Ausfall eines Geräts „und zum Tode“ führen. Dazu gab es eine Pressemitteilung mit kurzer Schadensanalyse: „Insgesamt ergibt sich ein differenziertes Bild überwiegend kleinerer und mittlerer, aber auch einzelner schwerwiegenderer Schäden.“ Zu der tatsächlichen Schwere der vermeintlichen „schwerwiegenden Schäden“ äußerte sich die Regierung zunächst nicht. Hinter den Kulissen klingen die Erklärungen Beteiligter ungewöhnlich wolkig. So mancher Beobachter fragte sich: Ja, was denn jetzt?

Laut Informationen der WirtschaftsWoche war zu diesem Zeitpunkt für die Regierung dabei durchaus klar: Zahl und Ausmaß der Probleme waren übertrieben. Die Fakten zeigt eine Zusammenfassung eines streng vertraulichen Schadensprotokolls der Herstellerfirmen und der für die Bundeswehrwartung zuständigen bundeseigenen HIL Heeresinstandsetzungslogistik (HIL), dessen entscheidende Teile der WirtschaftsWoche vorliegen. Demnach hatte es während der Übung zwar insgesamt 76 Fehlermeldungen bei den Pumas gegeben. Doch von diesen stellten sich später 44 als falsch heraus. Ein Viertel der verbleibenden 32 Fehler war danach wohl bereits vor Übungsbeginn in den Logbüchern der Fahrzeuge dokumentiert. „Die Truppe ist also mit teilweise kaputten Autos in die Übung gegangen und wusste das auch“, berichtet ein Insider.

Einige der Panzer standen außerdem kurz vor der Wartung, obwohl sie eigentlich schon zum Jahreswechsel für die Führungsrolle Deutschlands bei der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) genannten schnellen Eingreiftruppe der Nato zur Verfügung stehen sollten. Und der einzige tatsächlich bekannte „schwere Fehler“, der oben beschriebene Kabelbrand, rührt laut Protokoll-Transkript nicht aus einer Fehlkonstruktion, sondern aus handwerklichen Versäumnissen bei den Wartungsarbeiten des betroffenen Pumas.

Zwar sind laut dem Schadensprotokoll zwölf Defekte während der Übung selbst aufgetreten. Doch hätten offenbar vor allem die mangelhafte Bedienung des Geräts sowie fehlende Schulung der beteiligten Soldaten zu den Zwischenfällen geführt. Dazu hätten sie den Betrieb nicht wirklich beeinträchtigen müssen. „Fast jeder der Fehler hätte sofort vor Ort durch Truppeninstandsetzung der niedrigsten Instandhaltungsstufen Eins und Zwei beseitigt werden können“, sagt der Insider. Denn die Aufstellung macht deutlich: Die überwiegende Zahl an Problemen lässt sich offenbar tatsächlich durch den Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal, fehlenden Ersatzteilen und Sonderwerkzeugen sowie Verschleiß und Verstößen gegen Bedienungs- und Wartungsvorschriften erklären.

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Berliner Rüstungskreisen zufolge berät die Ampel-Regierung in den kommenden Tagen, wie sie ihren Bericht zu den Pumaproblemen dem Parlament präsentieren möchte. Auch Ministerin Christine Lambrecht (SPD) wird sich erneut unangenehmen Fragen stellen müssen.

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