Saddam sah dem Tod ruhig entgegen „Sein Genick brach sofort“

In seinen letzten Minuten hat der frühere irakische Diktator Saddam Hussein äußerlich gefasst gewirkt. „Er war sehr ruhig, er hat nicht gezittert“, sagte ein Zeuge der Hinrichtung. Die Exekution verlief sehr schnell: „Wir hörten, dass sein Genick sofort brach“, berichtete der prominente schiitischer Politiker Sami al-Askari.

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Saddam Hussein wurde in den frühen Morgenstunden erhängt. Foto: AP

HB BAGDAD. Ein äußerlich gefasster Saddam Hussein wurde am frühen Samstagmorgen in eine Halle in Bagdad geführt. Seine Henker legten ihm die Schlinge um den Hals. Ein Wächter legte den Hebel um, und der Boden öffnete sich unter seinen Füßen. Saddams Leben ist zu Ende, ein Kapitel der irakischen Geschichte geschlossen. Sami al-Askari war einer der etwa ein Dutzend Zeugen bei der Hinrichtung des Ex-Diktators, die von der Regierung unerwartet schnell angeordnet und überraschend am Morgen eines der höchsten islamischen Feiertage vollstreckt wurde. Askari ist ein prominenter schiitischer Politiker und steht Ministerpräsident Nur al-Maliki nahe. Saddam hatte die Schiiten unterdrückt. Askari schildert, wie diese letzten Minuten im Leben des ehemals gefürchteten Diktators verliefen und dass Saddam offensichtlich einen schnellen Tod starb. „Einer der Wächter hat an dem Hebel gezogen, und Saddam fiel etwa einen halben Meter weit durch die Falltür. Wir hörten, dass sein Genick sofort brach, und wir sahen sogar ein wenig Blut am Strang“, berichtet er. Die Vollzugsbeamten hätten Saddam etwa zehn Minuten an dem Strick hängen lassen, bis ein Arzt den Tod bestätigt habe. „Dann banden sie ihn los und legten ihn in einen weißen Leichensack.“ Fotostrecke: Saddams Exekution Das staatliche Fernsehen Irakija zeigte Aufnahmen von Saddams letzten Minuten, nicht aber von der Hinrichtung selbst. Der Ex-Diktator war zu sehen, wie er bekleidet mit einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd zum Galgen geführt wurde. Er war gefesselt, seine Wächter trugen Kapuzen über dem Kopf. Ein weiterer Augenzeuge bestätigte, dass Saddam in seinen letzten Minuten äußerlich gefasst gewirkt habe. „Er war sehr ruhig, er hat nicht gezittert“, sagte der Zeuge. Vor seinem Tod habe der Ex-Diktator das muslimische Glaubensbekenntnis „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet“ gebetet. Laut Schiitenpolitiker Askari wurde Saddam um 6.10 Uhr Ortszeit (4.10 MEZ) gehängt. Die Hinrichtungsstätte lag in einem Gebäude im Norden der irakischen Hauptstadt, das zu Saddam Zeiten vom militärischen Geheimdienst genutzt wurde. Dort waren zahlreiche Gegner Saddams gefoltert und hingerichtet worden. Nachdem der Häftling den Raum betreten habe, habe er sich hinsetzen müssen, berichtete Askari. Ein Richter verlas das Urteil. „Als er dann die Kamera gesehen hat, hat er denselben Unsinn gebrüllt wie im Gerichtssaal“, sagte der Zeuge. „Lang lebe Palästina und andere Parolen.“ Etwa 15 Personen seien anwesend gewesen, Regierungsvertreter, Abgeordnete, Angehörige von Opfern, Vertreter des Gerichts und Offizielle des US-Militärs und der amerikanischen Botschaft. Ein Geistlicher war laut Askari nicht in dem Raum. Saddam habe sich dies nicht gewünscht. Auch einen letzten Wunsch habe der Verurteilte nicht geäußert. Während der Hinrichtung seien die Anwesenden leise gewesen. Nach Saddams Tod hätten sie sich gegenseitig gratuliert. „Als ich den Leichnam im Sarg gesehen habe, musste ich weinen“, sagte Dschawad al-Subaidi, der im Prozess als Zeuge gegen Saddam aussagte. „Ich erinnere mich an meine drei Brüder und meinen Vater, die er ermordet hat. Ich bin an den Leichnam herangetreten und habe gesagt: „Das ist die gerechte Strafe für jeden Tyrannen.“

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