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Sanierung Marode Brücken bremsen Wirtschaft aus

Die Autobahnen sind verstopft, die Brücken zu alt: Autofahrer müssen Staus und Umwege hinnehmen, darunter leiden auch Unternehmen. Jetzt verspricht Verkehrsminister Dobrindt eine Milliarde Euro - nötig wäre weit mehr.

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Stau bei den Investitionen führt zu Stau auf der Straße: Von den 39.000 Brücken auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen, ist der Großteil älter als 40 Jahre, viele davon in einem schlechten Zustand. Hier bremst eine Brückenbaustelle auf der A7 bei Regensburg den Verkehr aus. Quelle: dpa

Früher war sie ein Segen für die örtlichen Maschinenbauer, heute ist sie ihr Sorgenkind: Die Autobahn 45 schlängelt sich über eine baufällige Brücke nach der anderen vom Ruhrgebiet aus durch die Täler des Sauerlands und Siegerlandes in Richtung Hessen. Nach Süden ist die marode Strecke für Transporter ab 40 Tonnen gesperrt, nach Norden ab 60 Tonnen. Das macht sie für die anliegende Schwerindustrie wertlos, weiß der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen, Franz Mockenhaupt: "Eine Maschine für eine Walzanlage wiegt schnell um die 100 Tonnen, im Extremfall bis zu 400 Tonnen." Also müssen die Transporter Umwege hinnehmen. "Der Weg zu den Häfen in Duisburg, Neuss oder Antwerpen dauert heute drei Mal so lange, wie noch vor zehn oder 20 Jahren."

An der A45 gibt es viel zu tun:  Die Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach müssen bis 2018 neu gebaut werden, die Siegtalbrücke muss verstärkt werden. Doch allein die A45 zu meiden, reicht nicht. Deutschlandweit versperren alte, teils gesperrte Brücken den Weg und müssen umfahren werden. Das Bundesverkehrsministerium zählt  auf den Autobahnen und Bundesstraßen rund 39.000 Brücken, die größtenteils älter als 40 Jahre sind. 15 Prozent davon seien in einem „ungenügenden Zustand“.  

Einen Tropfen auf den heißen Stein verspricht nun Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Eine Milliarde Euro will er bis 2017 in Brückensanierungen stecken: 400 Millionen stammen aus den im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen fünf Milliarden Euro für Infrastruktur, 600 Millionen aus den ohnehin vorgesehenen Erhaltungsmitteln für Bundesstraßen. Nötig wäre mehr als das Sechsfache - und zwar jährlich: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin schätzt, dass sich ein Ersatz- und Nachholbedarf von 6,5 Milliarden Euro in der Verkehrsinfrastruktur angesammelt hat.

Eine Milliarde Euro sei allein nötig, um die Autobahnbrücken im Industrieland Nordrhein-Westfalen zu sanieren, sagte noch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) im Oktober bei einem Informationsabend der IHK Dortmund: "Wir haben bei Autobahnbrücken einen Reparaturstau von über einer Milliarde Euro. Wir gehen davon aus, dass 40 bis 50 Prozent der Brücken abgerissen werden müssen."

Chronisch unterfinanziert

Gerade im dicht besiedelten Ruhrgebiet, dessen Industrie besonders auf eine gute Infrastruktur angewiesen ist, ist in den vergangenen Jahren viel liegen geblieben. Dort gelten einer Studie der regionalen Industrie- und Handelskammern zufolge 38 Prozent der Autobahnkilometer als hoch belastet.  Trotzdem wurden an der Ruhr gerade mal ein Viertel der zwischen 2001 und 2010 vorgesehenen Straßenbauprojekte des Bundesverkehrswegeplans angepackt. Zum Vergleich: Obwohl die Region Stuttgart/Rhein-Neckar mit 17 Prozent einen deutlich kleineren Anteil hochbelasteter Autobahnen aufweist, wurden dort im gleichen Zeitraum 72 Prozent aller vorgesehenen Projekte in Angriff genommen.

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