Schäuble pocht auf Demografie Mit 67 Jahren, da fängt das Leben an?

Nach einem Blick auf die Rentenausgaben in Deutschland empfiehlt die OECD, das Eintrittsalter für die Rente anzuheben. Finanzminister Schäuble stößt nun in dasselbe Horn – und will damit ein Tabu brechen.

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Wolfgang Schäuble knöpft sich den Rentenbeginn vor. Der Finanzminister ist der Ansicht, dass sich Deutschland auf die demografische Entwicklung vorbereiten muss. Quelle: AFP

Berlin Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich angesichts der Alterung der Gesellschaft für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland ausgesprochen. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, sagte Schäuble am Mittwochabend in Berlin.

Die Altersgrenze sollte auch stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden. „Wir müssen uns auf die demografische Entwicklung vorbereiten“, um die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren, sagte der 73-Jährige. Da werde das größte Problem das Gesundheitssystem sein.

Dies werde Deutschland in nächster Zeit noch „bitter schwer“ gesellschaftlich beschäftigen. Er verwies unter anderem auf die Kostenexplosion. Dies dürfe nicht tabuisiert werden.

Dasselbe gelte für das Thema Pflege. Die Altersvorsorge und das Rentensystem könnten trotz der Niedrigzinsen gehalten werden, wenn das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge erhalten bleibe.

Auch die Industrieländer-Organisation OECD hatte Deutschland jüngst empfohlen, das gesetzliche Renteneintrittsalter weiter anzuheben. Bisher soll es bis zum Jahr 2029 stufenweise auf 67 steigen.

Ohne Reformen würden die Rentenausgaben bis zum Jahr 2060 um mindestens 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, warnte die OECD. Durch eine Koppelung des Rentenalters an die Entwicklung der Lebenserwartung könnte die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gestärkt werden, so die OECD.

Der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die geringe Wachstumsdynamik in Deutschland auch auf die Alterung der Gesellschaft und mangelnde strukturelle Reformen zurückgeführt. Die Zahl der Firmengründungen sei seit dem Jahr 2000 um 40 Prozent gesunken. Im Hochtechnologiebereich habe sich die Zahl sogar halbiert, ebenso die Zahl der Firmenausgründungen.

Ein Grund dafür sei auch, dass sich die Zahl der 30- bis 45-Jährigen im selben Zeitraum um 25 Prozent reduziert habe, die oft die Gründer stellten. Dies sei ein Faktor für die „bescheidene Wachstumsdynamik. Auch die geringen Innovationsausgaben des Mittelstandes stagnierten, was ebenfalls Folge der Alterung sei.

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