Scharfe Worte Guttenberg kritisiert Söders Nominierung zum CSU-Chef

Karl-Theodor zu Guttenberg stellt Markus Söders Eignung als CSU-Parteivorsitzender infrage. Der scheidende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer weist die Kritik entschieden zurück.

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Karl-Theodor zu Guttenberg : „Das intellektuelle und internationale Format eines Franz Josef Strauß oder eines Theo Waigel erreicht Markus Söder noch nicht.“ Quelle: Reuters

München Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Eignung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder als CSU-Parteivorsitzender gleich mehrfach infrage gestellt. „Die CSU muss sich vergewissern, wie tragfähig diese Lösung auf Dauer ist und inwieweit sich der neue Parteivorsitzende für diese große Aufgabe eignet“, sagte Guttenberg faz.net, dem Online-Dienst der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Auch in der in Österreich erscheinenden „Kleinen Zeitung“ äußerte sich Guttenberg kritisch zu Söder: „Bislang ist er einer, der noch nicht an die großen Parteichefs der CSU heranreicht. Ich sage das in aller Offenheit. Das intellektuelle und internationale Format eines Franz Josef Strauß oder eines Theo Waigel erreicht Markus Söder noch nicht.“

Der scheidende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wies Guttenbergs Wortmeldung mit deutlichen Worten zurück. Er halte von Vergleichen mit ehemaligen Parteivorsitzenden wenig. „Das ist alles Käse“, sagte der Bundesinnenminister auf einer CSU-Presse-Veranstaltung am Mittwochabend in München.

„Jede Zeit hat ihre Persönlichkeiten, hat ihre Aufgaben, hat ihren Stil.“ Er habe Söder im CSU-Vorstand „aus vollem Herzen“ für den Parteivorsitz vorgeschlagen. Dieser sei in der aktuellen Situation „der Beste, um den Erfolg der CSU fortzuführen“.

Guttenberg warnte die CSU dagegen in beiden Interviews davor, unter Söder zu einer Regionalpartei zu schrumpfen. Faz.net sagte er, es sei „vermessen, die Schuld für das schlechte Ergebnis bei der Landtagswahl ausschließlich Horst Seehofer zuzuschieben“. Es reiche nicht aus, etwa beim Thema Migration mit einer plumpen Rhetorik zu arbeiten. „Ein neuer Vorsitzender muss auch die nationale und internationale Dimension des Themas verkörpern.“ Vor allem müsse der neue Parteivorsitzende viel mehr in Berlin präsent sein.

Der CSU-Vorstand hatte Söder am Montag einstimmig als Nachfolger von Seehofer für den Posten des Parteichefs nominiert. Guttenberg sagte faz.net, es falle ihm schwer, Söder „die Wandlung vom geschickten, aber brachialen Machtpolitiker hin zum demütigen Teamspieler abzunehmen“.

Zugleich betonte Guttenberg, dass er sich lieber Manfred Weber als Vorsitzenden gewünscht hätte. Der Guttenberg auch persönlich sehr nahestehende Niederbayer Weber hatte aber bereits vor Wochen auf eine Kandidatur als CSU-Chef verzichtet. Er begründete dies mit seiner Rolle als Spitzenkandidat für die Europäische Volkspartei EVP bei der Europawahl im kommenden Jahr.

Guttenberg plant nach eigenen Worten keine Rückkehr in die deutsche Politik. Der CSU-Mann war 2011 als Verteidigungsminister zurückgetreten, nachdem ihm wegen einer Plagiatsaffäre der Doktortitel aberkannt worden war.

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