
Die Schattenwirtschaft hat in Deutschland weiter Konjunktur, das zeigt eine aktuelle Studie von Visa Europe. Demnach ist die deutsche Schattenwirtschaft mit einem Volumen von 350 Milliarden Euro die nominal größte in der Europäischen Union. Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) befindet sich die deutsche Schattenwirtschaft mit einem BIP-Äquivalent von 13 Prozent allerdings im unteren Drittel in Europa. Glaubt man der Studie ist die Schwarzarbeit ein Massenphänomen in Deutschland. Etwa acht Millionen Menschen sollen nebenbei unversteuert arbeitet. Schwarzarbeit macht hierzulande etwa zwei Drittel der Schattenwirtschaft aus, ein Drittel entsteht durch Underreporting von Einkommen. Darunter versteht man Einzel- oder Großhandelsgeschäfte, die nicht komplett ausgewiesen sind. Den größten Anteil an der Schattenwirtschaft in Deutschland weisen die Sektoren Produktion, Groß- und Einzelhandel sowie das Baugewerbe auf.





Die Nachteile sind klar definiert: Dem Fiskus entgehen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge in Milliardenhöhe. Die Beschäftigten, die schwarzarbeiten, haben keinerlei Sicherheiten. Und: Der Wettbewerb wird konterkariert, da die Realwirtschaft aufgrund der Abgabenlast nie so billig sein kann wie die Schattenwirtschaft.
Die Autoren der Studie, A.T. Kearney und Professor Schneider von der Universität Linz halten vor allem hohe Steuern und Sozialabgaben für den Treiber der Schattenwirtschaft. "Im Niedriglohnsektor machen hohe Abgaben Arbeit teilweise unrentabel, und die Einführung von Mindestlöhnen in bestimmten Branchen übt zusätzlich Druck auf legale Beschäftigungsverhältnisse aus", heißt es.
Deutschland
Darüber hinaus wurde ein Maßnahmenkatalog entwickelt, um zu helfen, die Schattenwirtschaft zu reduzieren: Aufklärungskampagnen und gezielte Anreize sollen Verbraucher, Händler und weitere Anspruchsgruppen zur verstärkten Nutzung von Kartenzahlungen anregen.
Denn so das Ergebnis, das Visa Europe sicher nicht ganz ungelegen kommt: Der Treibstoff für die illegale Ausübung von Tätigkeiten und Underreporting sei das Bargeld. In Deutschland begünstigte die traditionell hohe Bargeldaffinität und -abhängigkeit die Ausübung von Schwarzarbeit: Besonders im Mittelstand und in einigen Bereichen des Einzelhandels, etwa in Bäckereien und Kioskläden, sind Kartenzahlungen bislang wenig verbreitet. Diese geringe Kartenakzeptanz verhindere eine häufigere Nutzung von elektronischen Bezahlverfahren und erschwere somit die Adressierung von Schwarzarbeit und Underreporting.