




Ab Juni dieses Jahres startet die Netztochter der Deutschen Bahn ein neues Preismodell im Güterverkehr. Laute Züge zahlen dann höhere Trassenpreise. Der Durchschnittspreis verteuert sich pro gefahrenen Kilometer um drei Cent auf 2,72 Euro. Ein Güterzug von Mannheim nach Maschen südlich von Hamburg kostet dann rund 1481 Euro – ein Plus von 15 Euro. Der Zuschlag entfällt, wenn mindestens 80 Prozent der Wagen eines Zuges mit leisen Bremsen ausgerüstet sind.
Deutschlands Lärmquellen in Dezibel
Stille
Schneefall
Ticken einer Taschenuhr
Flüstern
Kühlschrank
Leises Gespräch, ruhiger Bach
Optimaler Schutz laut Deutscher Gesellschaft für Akustik: 50 dB tagsüber und 40 dB nachts
Normales Gespräch
Zielwerte des Umweltbundesamts und der WHO: 65 dB tagsüber und 55 dB nachts
Lautes Gespräch, Rasenmäher, sieben Meter entfernt
Grobe Richtschnur für Richter: 70 dB tagsüber und 60 dB nachts gelten meist als zumutbar
Starker Straßenverkehr, laute Radiomusik
Unzumutbare Dauerbelastung: 75 dB Lärm gilt unter Experten als langfristig nicht mehr tolerierbar
Airbus A319 in 450 Meter Höhe, Presslufthammer, Güterzug
Alter Güterzug, Boeing 747 in 450 Meter Höhe
Alter Güterzug auf schlechten Schienen
Kampfjet in sieben Meter Entfernung
Schmerzgrenze
Bis zu 90 Dezibel
Davon ist die Güterbahnbranche noch weit entfernt. Bis 2020 will die Deutsche Bahn den Verkehrslärm auf der Schiene halbieren. Doch noch immer fahren rund 180 000 Güterwaggons mit lauten Graugussbremsen über die Gleise – ein Drittel davon bei der Bahn-Tochter DB Schenker Rail. Beim Bremsen verursachen sie eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel – bei schlechter Schienenqualität kann es noch lauter werden. Deswegen sollen die Züge nun Flüsterbremsen erhalten. Der Bund fördert die Umrüstung mit insgesamt rund 150 Millionen Euro. Einen gleich hohen Betrag zahlt die Bahn-Tochter DB Netz an die Güterbahnen aus, den sie durch die erhöhten Trassenpreise einnimmt.
Eigentlich könnte die Umrüstung sofort starten. Doch die Deutsche Bahn wartet derzeit noch auf die Zulassung einer günstigeren Technik (LL-Sohle), die deutlich weniger kostet und noch weniger Krach verspricht. Voraussetzung ist die Zulassung durch die europäischen Behörden. Die Deutsche Bahn erwartet die Freigabe nun im Sommer dieses Jahres. Kritiker sind skeptisch. Die neue Technik wird bereits seit fünf Jahren getestet. Die Schweizer forcieren und finanzieren daher die Umrüstung der Güterzüge auf andere Flüsterbremsen (K-Sohle). Die Technik ist zwar teurer, aber dafür schon erprobt und seit Jahren zugelassen.