Schleswig-Holstein Wahlkämpfer versprechen Wohlstand durch Windräder

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Pläne für erneuerbare Energien

Torsten Albig (rechts) und Jost de Jager Quelle: dpa

Unangenehme Botschaften scheut Robert Habeck von den Grünen weniger. Der Schriftsteller und Spitzenkandidat sagt als Einziger, wie es aus seiner Sicht mit dem Netzausbau schneller gehen könnte: „Wenn Tennet nicht genug Geld hat, muss man im Hinterkopf haben, dass es unter anderer Regie, etwa durch den Staat, gemacht wird.“ Das kommt in der Ökoszene an, weniger bei Minister de Jager.

Das Umgarnen der Ökos

Trotz solcher Differenzen umgarnen SPD und CDU den Grünen-Kandidaten. „Ich habe Herrn Habeck nichts hinzuzufügen“, lobt de Jager mehr als einmal. Und schmeißt sich ran an die Ökopartei: „Eine grüne Krawatte habe ich auch.“

Bisher regiert die Union mit der FDP, deren Spitzenmann Wolfgang Kubicki dagegen kämpft gegen den inner- und außerparlamentarischen Untergang. Zuletzt lag die SPD bei den Wählern im Norden mit 32 Prozent gleichauf mit der CDU. Die Grünen kamen auf zwölf Prozent, die Piraten auf elf. FDP und Linke würden nach den Umfragen nicht in den Kieler Landtag einziehen.

Die größten Anlagenbauer
NordexNach zwei verlustreichen Jahren und vielen Einsparungen lief es 2013 für Nordex wieder besser. Der Windturbinenbauer kehrte in die Gewinnzone zurück. In der Vergangenheit trennte sich Nordex unter anderem verlustreichen Produktionsstätten in den USA und China und konzentrierte sich ganz auf den Bau von Onshore-Anlagen. Mit der Strategie konnte das Unternehmen in Deutschland Marktanteile gewinnen. 2012 kam Nordex auf 3,5 Prozent, 2013 waren es im On- und Offshore-Bereich zusammen bereits sieben Prozent. Auch die Aussichten sind gut: Für 2014 rechnet der Vorstand mit neue Aufträge im Umfang von 1,6 Milliarden Euro. Quelle: dpa
Siemens WindenergiesparteSiemens ist Weltmarktführer bei Offshore-Windrädern und dominiert auch in Deutschland diesen Bereich. Hierzulande kommt das Unternehmen in dem Segment auf 52,1 Prozent Marktanteil. Im On- und Offshore-Bereichen zusammen hatte Siemens Wind Power 2013 einen Anteil von 9,8 Prozent und liegt damit auf Platz vier. Nach dem Verkauf der gefloppten Solarsparte will sich Siemens künftig noch mehr auf die Energie aus Wind und Wasser zu konzentrieren. Das Geschäft lief zuletzt insbesondere im Ausland gut. Im Dezember 2013 erhielt das Unternehmen mehrere Großaufträge in den USA. In Deutschland gibt es aber auch Probleme: Bei der Anbindung von vier Offshore-Windparks in der Nordsee liegt Siemens dem Zeitplan um mehr als ein Jahr hinterher. Die Verzögerungen sollen Siemens bereits mehr als 600 Millionen Euro gekostet haben. Quelle: dpa
SenvionDas Hamburger Unternehmen Senvion (ehemals Repower ) ist eine Tochter des indischen Windkraftkonzerns Suzlon. Wie Nordex ist es auch dem Hamburger Unternehmen gelungen, Marktanteile zu gewinnen. 2013 installierte Senvion Anlagen mit rund 484 Megawatt und nun einen Markanteil von insgesamt 13,5 Prozent. Im Onshore-Bereich sind es sogar 16,2 Prozent. Das sind drei Prozent mehr als im Jahr zuvor. In Deutschland hat das Unternehmen nach eigenen Angaben nun eine Gesamtleistung von 2,8 Gigawatt installiert. Im März 2014 hat Senvion die Schwelle von 10 Gigawatt weltweit installierter Leistung überschritten. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen allerdings auch mit deutlichen Umsatzrückgängen zu kämpfen. Quelle: dpa
VestasDer weltgrößte Windturbinenhersteller Vestas hatte in Deutschland 2013 einen Marktanteil von 16,7 Prozent (Onshore 20 Prozent). Damit hat der Anlagenbauer zwar rund sechs Prozent an die kleineren Mitbewerber verloren, liegt aber weiterhin klar auf Platz zwei. Allein 2013 stellte das dänische Unternehmen Anlagen mit einer Leistung von 598,9 Megawatt in Deutschland auf. Wirtschaftlich ist Vestas offenbar auf einem guten Weg: Nach massiven Sparmaßnahmen in den Vorjahren hat das Unternehmen im letzten Quartal 2013 erstmals seit Mitte 2011 wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Der Jahresverlust lag bei 82 Millionen Euro, nach 963 Millionen Euro 2012. Quelle: ZB
EnerconDas vom Windpionier Aloys Wobben gegründete Unternehmen ist unangefochtener Marktführer in Deutschland bei Anlagen auf dem Festland (49,6 Prozent Marktanteil). Onshore-Anlagen mit einer Leistung von 1.484,6 Megawatt hat Enercon allein 2013 aufgestellt. Auf dem Gesamtmarkt musste der Windanlagenbauer allerdings Verluste hinnehmen. Lag der Markanteil 2012 bei 54,3 Prozent, betrug er zuletzt noch bei 41,4 Prozent. Weltweit hat das Unternehmen mittlerweile mehr als 20.000 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 28 Gigawatt installiert. Laut den Wirtschaftsforscher von Globaldata liegt Enercon im globalen Vergleich damit auf Platz. Geschlagen werden die Ostfriesen von der dänische Konkurrenz Vestas. Quelle: dpa

Christiansen hält manches auf dem Husumer Podium für heiße Luft. Er prescht mit seiner Idee vor, das Modell seiner Produktionsgenossenschaften auf Stromleitungen zu übertragen. „Dann müssen eben Bürger-Energienetze her“, fordert der Friese. Sollen seine Landsleute doch bei den neuen Stromautobahnen als Klein-Kapitalisten einsteigen.

Außerdem will die Arge Netz dort, wo die neue Stromautobahn verlaufen soll, mit den Eignern der Flächen verhandeln. „Wenn wir Tennet und E.On Netz die Eigner der betroffenen Flächen nennen können, geht alles schneller“, hofft Christiansen. Doch so viel wie ein Bauer bekommt, wenn ein Rotor auf seinem Land gebaut wird, fällt als Entschädigung beim Bau eines Strommasten nicht ab. Netzbetreiber Tennet verweist darauf, dass die Bundesnetzagentur höhere Vergütungen nicht akzeptiere.

Mittelmäßiges Schleswig-Holstein

Doch Schleswig-Holstein ist nicht nur wegen des Engpasses im Netz bei der Energiewende mittelmäßig im Vergleich zu anderen Bundesländern. Zwar produziert es Unmengen an Windstrom und zunehmend auch aus Biomasse sowie Solarkollektoren, doch steht im Norden noch der älteste fossile Kraftwerkspark.

Küstennachbar Mecklenburg-Vorpommern hat zudem vorgemacht, wie schnell Genehmigungsverfahren gehen. Die Stromtrasse von Hamburg nach Schwerin etwa endete bislang an der Landesgrenze, weil in Schleswig-Holstein die Planungen stocken. 2010 hätte alles fertig sein sollen, schon vor der hastigen Energiewende nach Fukushima.

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