Schlichter angerufen Ex-Wirtschaftsminister Clement soll Tarif-Knoten in der Bauindustrie durchschlagen

Die Bauverbände und die Gewerkschaft haben die Tarifgespräche ergebnislos abgebrochen. Nun soll Wolfgang Clement als Schlichter eine Lösung finden.

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Bauarbeiter fordern sechs Prozent mehr Geld. Quelle: dpa

Berlin Nach den Streiks in Kitas und an Flughäfen nun auch ein Arbeitskampf auf dem Bau? Und das in einer der größten Boomphasen der Branche seit Jahren?

Noch ist es nicht so weit. Doch die Tarifverhandlungen für die rund 800.000 Beschäftigten am Bau sind festgefahren. Die beiden Arbeitgeberverbände ZDB und HDB und die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) erklärten die Gespräche am Dienstag für gescheitert.

„Wir brauchen eine kräftige prozentuale Erhöhung. Dazu sind die Arbeitgeber aber trotz hervorragender Baukonjunktur nicht bereit gewesen“, sagte der stellvertretende IG-Bau-Bundesvorsitzende und Verhandlungsführer Dietmar Schäfers. 

Jetzt soll ein früherer Bundeswirtschaftsminister den Knoten durchschlagen. Beide Seiten riefen Wolfgang Clement als Schlichter an. Erst wenn dem einstigen SPD-Politiker innerhalb von 14 Tagen nach Beginn der Schlichtung kein Durchbruch gelingt, kann die Gewerkschaft zu Streiks aufrufen.

Die IG Bau fordert sechs Prozent mehr Geld, wobei – wie in der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes – die unteren Lohn- und Gehaltsgruppen überproportional profitieren sollen. Außerdem fordert die Gewerkschaft, dass mobil arbeitenden Beschäftigten die Fahrzeit zur Baustelle als Arbeitszeit vergütet wird.

Für die Arbeitgeber kommt das dem Versuch gleich, in der Branche faktisch die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich einzuführen. Die IG Bau verlangt zudem, dass das 13. Monatsgehalt, das bisher im Osten und einigen westlichen Bundesländern nicht gezahlt wird, überall gilt.

Und die Arbeitgeber sollen ein klares Bekenntnis zum vereinbarten Fahrplan ablegen, die Entgelte in Ostdeutschland bis 2022 an das Westniveau anzugleichen. Derzeit verdienen Bauarbeiter im Osten etwa 7,5 Prozent weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern. In den vergangenen Runden waren deshalb höhere Steigerungen im Osten vereinbart worden.

Offenbar hatten sich beide Seiten in vielen Punkten angenähert, so dass am Ende noch das Volumen des Abschlusses das Hauptproblem war. ZDB und HDB hatten einen Abschluss von sechs Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten in Aussicht gestellt.

Die IG Bau bestand aber nach Angaben der Arbeitgeber auf einer kurzen Laufzeit von 14 Monaten. Außerdem sollte für diesen Zeitraum mindestens eine vier vor dem Komma stehen. „Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit. dem kommt ein langfristiger Tarifvertrag entgegen,“ sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Frank Dupré.

Auch beim Gesamtvolumen sei Mäßigung angesagt, da die Umsatzzuwächse nicht in allen Bereichen und Regionen gleich hoch ausfielen. Laut der Arbeitgeber sind die Tariflöhne am Bau nach Abzug der Preissteigerung seit 2010 im Westen um knapp zehn und im Osten sogar um fast 14 Prozent gestiegen.

Der frühere Wirtschaftsminister Clement ist schon mehrfach in Bau-Tarifrunden als Schlichter aufgetreten.

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