Der Bund hat sich in diesem Jahr eine Rekordsumme von fast einer halben Billion Euro von Investoren geliehen. Bei 120 Auktionen wurden insgesamt 463,5 Milliarden Euro am Geld- und Kapitalmarkt eingesammelt, wie die mit dem Schuldenmanagement beauftragte Finanzagentur am Montag nach der letzten Versteigerung in diesem Jahr mitteilte. Weitere 7,7 Milliarden Euro wurden durch zehn Auktionen von inflationsindexierten Bundeswertpapieren eingenommen, während über zwei Syndikate zudem noch insgesamt 11,5 Milliarden Euro erlöst wurden.
Viele Staaten haben durch die Corona-Pandemie mehr Schulden angehäuft, während die Regierungen zugleich Milliarden in Unternehmen pumpten, um sie wegen der Lockdowns vor einem Kollaps zu bewahren. Der Bundestag hatte deshalb im April den Nachtragshaushalt 2021 mit einer Rekord-Neuverschuldung von bis zu 240 Milliarden Euro beschlossen.
Nicht nur diese Summe muss durch neue Schulden gedeckt werden, sondern auch die Refinanzierung alter Verbindlichkeiten. Allein im Sommerquartal mussten rund 100 Milliarden Euro an Altschulden getilgt werden.
Der Bund steht bei Investoren hoch im Kurs, da seine Bonität von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote „AAA“ bewertet wird und die Rückzahlung damit als sehr sicher gilt. Zudem gibt es einen riesigen Markt für den Handel mit diesen Papieren, weshalb Bundeswertpapiere für Pensionsfonds, Vermögensverwalter und andere Anleger nahezu Bargeld-Status genießen.
Zudem tritt die Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil als Käufer von Bundeswertpapieren auf. Dadurch steigt die Nachfrage, was wiederum die Renditen drückt.
Bei der letzten Neuemission unverzinslicher Schatzanweisungen mit zwölfmonatiger Laufzeit in diesem Jahr – sogenannten Bubills – lag die Durchschnittsrendite am Montag bei minus 0,7556 Prozent, wie die Finanzagentur mitteilte.
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