Die Älteren erinnern sich noch an Bonanza: An den dicken Hoss, den Patriarchen Ben – und bestimmt an den Vorspann der Cowboy-Vorabendserie. Von den Rändern fraßen sich Flammen über eine alte Landkarte, bis zur Farm der Cartwrights. Nichts anderes geschieht gerade in der Euro-Zone.
Von den Brandherden im Süden und in Irland züngelt das Feuer in Richtung der stärksten Wirtschaftsmacht des Kontinents. Mit der Entscheidung der Ratingagentur Moody’s, den Ausblick für Deutschland auf „negativ“ zu setzen, dringt der Qualm bereits ins Haus. Und vor unserer Ponderosa steht Mutter Merkel, einen Wassereimer in der Hand.
Der unendliche Rettungsmarathon hat Deutschlands Steuerzahler in eine unauflösliche Geiselhaft geführt: Bleibt Griechenland im Euro, sind schon im Herbst die nächsten Milliarden Richtung Athen zu verschicken, weil dort die Steuereinnahmen nicht einmal für die laufenden Ausgaben reichen – von den Zinsen auf die Staatsschuld ganz abgesehen. Auf 89 Milliarden Euro taxiert das ifo Institut die Kosten, die dann an Deutschland hängenbleiben.
Rausschmeißer freuen sich jetzt zu früh. Muss Griechenland nämlich die Gemeinschaftswährung verlassen, werden auch satte 82 Milliarden Euro fällig, für die die Bundesrepublik haftet oder die im Kapitalverkehr der Euro-Zentralbanken als uneinbringliche Forderung der Bundesbank gegenüber den hellenischen Kollegen wegfallen.
Mit diesem Betrag ließen sich die Kreditmarktschulden aller deutschen Kommunen auf einen Schlag zurückzahlen. Für jeden Griechen ist Deutschland 8000 Euro an Verpflichtungen eingegangen. Zum Vergleich: Unterm Strich hat der öffentliche Gesamthaushalt – also Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen – im vergangenen Jahr für jeden Bundesbürger nur 152 Euro Schulden aufgenommen.
Keine Lösung von Seiten der Opposition
Das Verrückte: Gerade lernen wir schmerzhaft, dass die Euro-Länder eben doch viel zu verschieden sind, als dass eine Währungsunion funktionieren könnte – in Größe und Wettbewerbsfähigkeit, in der Struktur, sogar in der Mentalität und der Einstellung zu Inflation und Staatstätigkeit. Und trotzdem wollen uns die offiziellen Europa-Fanatiker weismachen, dass alles besser wird, wenn die ungleichen Partner nur noch mehr Politikbereiche noch enger miteinander verzahnten.
Und natürlich gibt es kein regierungsamtliches Wort zum möglichen Aus der Griechen. Stattdessen die immer gleichen ulbrichthaften Durchhalteparolen: „Niemand hat die Absicht...“
Die Opposition trägt nichts zur Lösung bei. Gerade noch amüsierte sie sich über den als harmloses Würstchen karikierten Wirtschaftsminister, nun soll Philipp Rösler plötzlich die Ratingagentur Moody’s zur Deutschland-Schelte verführt haben. Ärmlicher geht es nicht. Dabei haben sich SPD und Grüne seit jeher daran beteiligt, immer neue Milliardenverpflichtungen einzugehen. Nur dass sie dieses Abenteuer nicht einmal jetzt weder zeitlich noch mengenmäßig begrenzen wollen.
Der Cartwright-Clan der deutschen Europapolitik, das ist die CDU. Stammvater Konrad Adenauer legte den Grundstein, setzte aber noch auf die Zusammenarbeit der Vaterländer. Helmut Kohl, der Hoss der Christdemokraten, forcierte die Gemeinschaftswährung. Angela Merkel kämpft wie jede dritte Generation gegen den Zerfall.
Noch lässt die Bundeskanzlerin im Dunklen, wie sie es mit Griechenland halten will. Doch Angela Merkels Ankündigung, den Wahlkampf über den Euro führen zu wollen, gibt einen Hinweis, dass sie sich gedanklich von den Griechen abnabelt. Denn die Auseinandersetzung, wem die Deutschen ihre Heimat in deren schwerster Krise anvertrauen wollen, kann sie nur mit Glaubwürdigkeit bestehen.
Glaubwürdigkeit, dass es Hilfe nur bei Gegenleistung und Wohlverhalten gibt. Dass Regeln und Versprechen einzuhalten sind. Überzeugend geht das nur, wenn Griechenland die Euro-Zone verlässt und nicht immer neue Milliardenbeträge sanktionslos nach Athen überwiesen werden.