Schwarz-Gelb in NRW Armin Laschets schwierige Mission

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Die eigentlichen Herausforderungen kommen erst noch

Unverdrossen hat der Aachener in den vergangenen Jahren für seinen Aufstieg gekämpft und sich auch dann nicht entmutigen lassen, wenn er als Nummer zwei hinter anderen Hoffnungsträgern landete. 2010 musste er gleich zwei Klatschen wegstecken: Karl-Josef Laumann wurde Landtagsfraktionschef, Norbert Röttgen Landesparteichef.

Laschets Zähigkeit ist Teil seines Erfolgsgeheimnisses. Jüngst musste der neue SPD-Landeschef Michael Groschek zerknirscht vor seiner Parteibasis einräumen: „Wir haben die Karre vor die Wand gefahren, weil wir uns zu sicher waren und nicht glaubten, dass Armin Laschet Hannelore Kraft besiegen kann.“

Und das hängt mit Laschets zweitem Erfolgsgeheimnis zusammen: Der kleine Mann wirkt wie der harmlose, nette Nachbar von nebenan und wird deshalb voreilig von der Konkurrenz unterschätzt. Aber Laschet kann warten und zupacken, wenn seine Stunde schlägt: Als Röttgen bei der NRW-Wahl 2012 versagte, griff Laschet beherzt und endlich erfolgreich nach dem Parteivorsitz. Als Krafts Kabinett die Unzufriedenheit des Volkes mit der rot-grünen Politik nicht mehr wahrnahm, lernte Laschet plötzlich Attacke und holte am 14. Mai den Sieg.

Doch die eigentlichen Herausforderungen liegen noch vor dem mit einer Buchhändlerin verheiraten Vater dreier erwachsener Kinder: NRW hat mit rund 140 Milliarden Euro den höchsten Schuldenberg aller Länder. Nur elf der 396 Städte und Gemeinden sind schuldenfrei. Den Kommunen hat Laschet Entlastung versprochen. „Der Finanzierungsnachweis für die schwarz-gelben Wunschzettel fehlt gänzlich“, sagte Groschek der dpa. „CDU und FDP müssen jetzt liefern.“

Das gilt auch für etliche andere Baustellen: Nach der Kölner Silvesternacht und Debatten über furchterregende „No-Go-Areas“ hat Laschet einen harten „Null-Toleranz-Kurs gegen Rechtsbrecher“ angekündigt. Außerdem müssen die Abkehr vom verhassten „Turbo-Abi“ möglichst reibungslos organisiert und der Verkehrsinfarkt abgewendet werden.

Kanzlerin und Bundesparteichefin Angela Merkel wird sich ebenfalls umstellen müssen. Ihr loyaler Parteivize wird von Lindner zur Emanzipation von der Bundespolitik gedrängt - und zwar nach bayerischem Vorbild. „Und jetzt viel Spaß“, wünschte Lindner nach Besiegelung des Vertrags.

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