Sechs Prozent mehr Lohn Gewerkschaften bekräftigen Forderungen für den öffentlichen Dienst

Die Gewerkschaften wollen das Beamtentum wieder attraktiver machen. Die Arbeitgeber fürchten, dass das zu viel kosten könnte.

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Die Gewerkschaften starten in Potsdam noch vor dem offiziellen Beginn mit einer Kundgebung. Quelle: dpa

Potsdam Die künftige Bezahlung der 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen steht von diesem Montag im Zentrum von Tarifverhandlungen. Noch vor Beginn der Tarifrunde 2018 für den öffentlichen Dienst in Potsdam wollen die Gewerkschaften Verdi und dbb mit Protestaktionen vor Ort ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Sie verlangen sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro pro Monat mehr. Die kommunalen Arbeitgeber und das Bundesinnenministerium haben die Forderungen bereits als unbezahlbar zurückgewiesen.

Die Arbeitgeber warnen vor möglichen Stellenverlusten im öffentlichen Dienst. Thomas Böhle, Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag): „Ein Beschäftigter, dessen Tätigkeit ausgegliedert oder privatisiert wird, hat nichts von einem Elf-Prozent-Lohnplus. Wir möchten aber alle Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst halten.“

Böhle erläuterte, die von den Gewerkschaften verlangte Erhöhung um mindestens 200 Euro im Monat bedeute in einer niedrigen Entgeltgruppe ein wesentlich höheres Plus als die ansonsten geforderten sechs Prozent. „In der Spitze läge das Lohnplus bei über elf Prozent.“ Er versprach „zügige und konstruktive Verhandlungen“, beklagte jedoch, die Forderungen der Gewerkschaften erschwerten dies.

Der Beamtenbund dbb forderte eine Trendwende hin zu attraktiveren Arbeitsbedingungen. „Wir hatten jahrelang Personalabbau, Arbeitsverdichtung, Überalterung und ansteigende Krankenstände. Es ist höchste Zeit, den öffentlichen Dienst wieder attraktiver zu machen“, sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Hier müssen wir 2018 eine Trendumkehr schaffen.“

„Die Politiker haben in den vergangenen Jahren zwar nur den „schlanken Staat“ propagiert, den öffentlichen Dienst aber tatsächlich fast in die Magersucht getrieben“, sagte Silberbach. Personalabbau, Arbeitsverdichtung, Überalterung und ansteigende Krankenstände prägten das Bild für den öffentlichen Dienst. „Sechs Prozent, mindestens 200 Euro sind angemessen und maßvoll“, sagte er.

Verhandelt wird unter anderem für Erzieher und Sozialarbeiter, Mitarbeiter von Müllabfuhr, Straßenreinigung und Krankenhäusern sowie Bundespolizisten. Die Verhandlungen sollen mit insgesamt drei Runden bis April dauern.

„Der erste Schritt ist eine spürbare Einkommensverbesserung für die Beschäftigten und dabei sind die jüngsten Abschlüsse in der Privatwirtschaft natürlich eine Benchmark - denn mit denen konkurrieren wir auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Silberbach.

Nach einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben die Staatsbediensteten zwar einen Nachholbedarf gegenüber der Privatwirtschaft. Allerdings hätten sie in den vergangenen Jahren spürbar aufgeholt, heißt es in der Studie, aus der die „Rheinische Post“ (Montag) zitiert.

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