Silvesternacht Friedlicher Start ins Jahr 2018

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Schwere Verletzungen durch Böller

Auch in Köln und Hamburg feierten die Menschen laut Polizei meist friedlich. Rund um die Landungsbrücken und den Jungfernsteig zählte die Feuerwehr in der Hansestadt Zehntausende; auch die Reeperbahn wurde zum Partyzentrum. Auf der Domplatte in Köln herrschte vor einer Konzertbühne der Polizei zufolge eine entspannte Atmosphäre.

Allzu dick anziehen mussten sich die Feiernden in Deutschland draußen nicht: Überall im Land war es relativ mild, der Wärmerekord wurde aber knapp verfehlt. Nach vorläufigen Auswertungen des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Offenbach wurde am Silvester-Nachmittag 2017 im badischen Rheinfelden mit 16,1 Grad am Rekord gekratzt.

Explodierende Böller führten wieder zu etlichen schweren Verletzungen: Eine 14-Jährige erlitt im thüringischen Triptis schwere Augenverletzungen. Ein Feuerwerkskörper wurde in der Silvesternacht von einem Unbekannten in eine Menschengruppe geworfen, in der das Mädchen stand, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Wucht der Explosion habe ihr die Brille „weggesprengt“. Ihr Augenlicht sei gefährdet. Ein Junge wurde an Gesicht und Hand verletzt. Bei dem Sprengkörper soll es sich ersten Ermittlungen zufolge um einen in Deutschland verbotenen sogenannten Polen-Böller handeln, wie der Sprecher sagte. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Warum scheitern gute Vorsätze so oft?
Jedes Jahr zu Silvester fassen wir aufs Neue gute Vorsätze: Mehr Sport, gesünder essen, mehr Zeit für Freunde und Familie. Aber bei vielen Menschen wird dann doch nichts draus - der innere Schweinehund ist einfach stärker. „Unser Gehirn ist auf Gewohnheitsbildung trainiert“, sagt der Berliner Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert. Wer den alltäglichen Trott durchbrechen will, muss sich anstrengen. Quelle: dpa
Geht es allen Menschen so?Gute Vorsätze nicht durchzuhalten, ist sehr menschlich. Das beweist auch ein Blick auf die Geschichte: „Menschen nehmen sich seit jeher etwas vor und scheitern daran“, sagt die Gesundheitspsychologin Sonia Lippke von der Bremer Jacobs University. Davon habe schon Aristoteles vor mehr als 2000 Jahren berichtet. „Studien zeigen, dass nur 30 Prozent der Vorsätze eine realistische Chance haben, sich zu verstetigen.“ Nach drei Wochen geben die ersten ihre Pläne schon wieder auf. Nach einem halben Jahr ist nur noch die Hälfte dabei. Quelle: dpa
Wieso ist das so schwer?Viele Menschen machen sich vorher keine Gedanken darüber, welche Folgen ein Lebenswandel hat und was sie unternehmen, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Rückert räumt guten Vorsätzen zum neuen Jahr deshalb keine großen Chancen ein. „Das ist wie ein Ritual - quasi das Bleigießen für die Seele.“ Ähnlich sieht es auch der Psychologe Frank Wieber von der Universität Konstanz. „Am Ende des Jahres wird Resümee gezogen, und man fühlt sich verpflichtet einen Vorsatz zu fassen. Wenn man nicht wirklich dahinter steht, scheitert man.“ Quelle: dpa
Wieso fassen wir dann immer wieder Vorsätze fürs neue Jahr?Generell mögen Menschen Stichtage für einen Neuanfang: den Jahreswechsel, den Geburtstag oder den Wochenanfang. „Suchanfragen bei Google zum Rauchenaufhören steigen am Montag“, sagt Wieber. Quelle: dpa
Wie schafft man es, einen guten Vorsatz durchzuhalten?Wieber empfiehlt eine Methode, die in der Wissenschaft mentales Kontrastieren mit Wenn-dann-Plänen oder WOOP heißt. Dabei nimmt man sich erstens ein Ziel für einen konkreten Zeitraum vor und stellt sich zweitens die schönsten Ergebnisse vor, sollte sich das erfüllen. In einem dritten Schritt überlegt man, was einen davon abhalten könnte. Danach legt man fest, wie man auf diese Hindernisse reagiert. Den Erfolg der Methode hat Wieber mit Kollegen in einer Studie mit Menschen erforscht, die weniger Fleisch essen wollten. Zu Beginn informierte das Team diese über die negativen Folgen von übermäßigem Fleischkonsum. Ein Teil der Untersuchungsteilnehmer nutzte die oben genannte Methode. Das Ergebnis: Ihnen fiel es leichter, ihr Ziel in die Tat umzusetzen als den anderen Teilnehmern. Quelle: dpa
Was sollte man dabei beachten?Die Strategie, wie man seine Vorsätze erreichen will, schreibt man nach Ansicht von Rückert am besten ganz altmodisch mit einem Stift auf ein Blatt Papier. „Es ist neurologisch erwiesen, dass das Gehirn mehr Areale aktiviert, wenn man mit der Hand schreibt als wenn man tippt“, sagt der Psychoanalytiker. „Dadurch entsteht ein komplexeres Konstrukt.“ Quelle: dpa
Wie schafft man es, dran zu bleiben?Neben einem guten Plan erhöhe Flexibilität die Aussichten auf Erfolg, hat Lippke festgestellt, die seit 20 Jahren zu Verhaltensveränderungen forscht. Sprich: Wenn es zum Beispiel zu stark schneit, um zu joggen, geht man alternativ auf den Heimtrainer oder ins Schwimmbad. „Sonst macht der innere Schweinehund sofort einen Strich durch die Rechnung.“ Quelle: dpa

Im Unfallkrankenhaus Berlin wurden in der Nacht mehrere Menschen nach Unfällen mit Böllern behandelt. In der Silvesternacht seien bis 7 Uhr am Montagmorgen 21 Verletzte gezählt worden, teilte das Krankenhaus via Twitter mit. Das Team der Handchirurgie sei durchgehend in drei Operationssälen beschäftigt gewesen. Mindestens fünf Patienten hätten schwere Amputationsverletzungen erlitten.

Bei einem Feuer im westfälischen Selm wurde in der Silvesternacht eine vierköpfige Familie verletzt. Vermutlich sei eine Silvesterrakete durch das geöffnete Fenster ins Schlafzimmer ihrer Wohnung geflogen und habe den Brand verursacht, teilte die Polizei mit. Die Mutter sei mit den beiden Kindern ins Freie geflohen, während der Vater vergeblich versucht habe, das Feuer selbst zu löschen. Das Haus ist zunächst nicht mehr bewohnbar.

Bei einer Verpuffung beim Silvester-Fondue wurden in der Oberpfalz mehrere Menschen verletzt - zwei von ihnen schwer. Fünf Mitglieder einer Familie und ein Gast saßen am Sonntagabend in einem Mehrfamilienhaus in Weiden zusammen, als es zu der Verpuffung und einer Stichflamme kam. Eine 50-Jährige und ein 22-Jähriger erlitten schwere Verbrennungen und wurden mit Rettungshubschraubern in Kliniken nach München und Nürnberg geflogen, wie die Polizei mitteilte.

Als eines der ersten Babys des neuen Jahres kam der kleine Alvin Karl in Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern zur Welt. Sieben Minuten nach Mitternacht wurde der 3950 Gramm schwere und 54 Zentimeter große Junge geboren, wie Hebamme sagte. Die 36-jährige Mutter und ihr Sohn seien beide gesund und wohlauf.

Schon Stunden vor den Feiern in Deutschland hatte das Jahr 2018 in vielen Teilen der Welt bereits begonnen. Zuerst war es im Pazifik um 11.00 Uhr MEZ so weit, später begrüßte Australien mit einem spektakulären Feuerwerk in Regenbogenfarben in Sydney das neue Jahr.

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