Skandal um NRW-Baubetrieb Angeklagter in Korruptionsaffäre verschwunden

Der Prozessauftakt um die millionenschwere Korruptionsaffäre bei Bauprojekten des Landes NRW wurde mit Spannung erwartet. Doch das Verfahren dauerte nur wenige Minuten. Denn ein Platz auf der Anklagebank blieb leer.

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Der ehemalige Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebes des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB), Ferdinand Tiggemann (M) sitzt neben seinen Verteidigern Gregor Leber (l) und Frank Kloevekorn auf der Anklagebank. Quelle: dpa

Düsseldorf In der millionenschweren Korruptionsaffäre um den landeseigenen nordrhein-westfälischen Baubetrieb BLB ist einer der Angeklagten verschwunden. Der Rechtsanwalt fehlte beim Prozessauftakt am Mittwoch unentschuldigt. Auch seine Verteidiger konnten ihn nicht erreichen. Das Düsseldorfer Landgericht erließ daraufhin einen Haftbefehl gegen den 68-Jährigen. Das Verfahren wurde auf den 26. April vertagt. Wenn die Polizei den Adeligen aus Bad Neuenahr findet, kommt er in Untersuchungshaft.

„Sollte sich das Ganze aufklären, kann der Haftbefehl natürlich schnell aufgehoben werden“, erklärte ein Gerichtssprecher. In mehreren Fällen sollen dem Steuerzahler durch Korruption und Untreue Schäden in Millionenhöhe entstanden sein, bei denen das Land Nordrhein-Westfalen in Gestalt seines Baubetriebs BLB als Bauherr auftrat.

Nach fast sechsjähriger Ermittlungsarbeit sollte die spektakulärste Korruptionsaffäre seit Jahren in NRW von diesem Mittwoch an vor dem Düsseldorfer Landgericht aufgerollt werden. Auch beim Bau des Gerichtsgebäudes, in dem der Fall nun verhandelt wird, soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Angeklagt wegen Bestechlichkeit, Untreue und Verrat von Dienstgeheimnissen ist der ehemalige Chef des landeseigenen Baubetriebs BLB, Ferdinand Tiggemann. Außerdem müssen der Rechtsanwalt aus Bad Neuenahr und der ehemalige Leiter der BLB-Niederlassung Aachen auf die Anklagebank. Der Anwalt des ehemaligen BLB-Chefs hatte die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen.

Öffentlich wurde der Verdacht 2010 durch die Kostenexplosion beim Bau des NRW-Landesarchivs in Duisburg. Dieser Komplex ist in der aktuellen Anklage allerdings nicht enthalten. Im Prozess geht es um das Justizzentrum Düsseldorf, das Gelände für den Neubau einer Fachhochschule in der Landeshauptstadt, das Polizeipräsidium Köln, Schloss Kellenberg in Jülich und das ehemalige Landesbehördenhaus in Bonn. Der Gesamtschaden für den Steuerzahler summiert sich nach Angaben der Ermittler auf mehr als 16 Millionen Euro.

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