
Wirklich neu ist die Forderung nach einem "Veggie Day" ja nicht. Seit April kann man im Wahlprogramm der Grünen nachlesen, dass in öffentlichen Kantinen einmal pro Woche nur vegetarisches Essen gereicht werden soll. In etwa einem Dutzend Unimensen ist der Vegetariertag auch seit einiger Zeit üblich, unter anderem in Tübingen, Bonn, Leipzig, Berlin oder Heidelberg.
Trotzdem sorgt der "Veggie Day" für Aufregung, seit "Bild" das Thema hervorgekramt hat. Das Fleischverbot passt auch zu gut zum Klischee der lustfeindlichen Spaßverderberpartei, genüsslich protestierten Junge Union und Junge Liberale mit Würsten vor der Grünenzentrale.
Die Kampagne trifft im langweiligen Wahlkampf einen Nerv: Auch auf Facebook und Twitter wurde darüber so intensiv debattiert wie über lange kein Thema. Mit dem Tool So-wählt-das-Netz wertet die WirtschaftsWoche gemeinsam mit dem Datenanalysespezialisten Attensity während des Bundestagswahlkampfs die Social Media Plattformen aus.
In den vergangenen Wochen dominierte dabei der NSA-Skandal. Doch der "Veggie Day" wurde in kurzer Zeit zu einem der fünf am häufigsten diskutierten Thema und ließ mit 1.394 Beiträgen "Überwachung" oder "NSA" hinter sich.





Das hat vor allem Folgen für die Grünen: In mehr als tausend der Tweets und Kommentare, die sich einer Partei zuordnen ließen, kamen die Grünen vor. Elf Prozent davon hatten einen eindeutig negativen Tenor, keine vier Prozent stimmten den Grünen zu.
So musste die Partei bei den Zustimmungswerten Federn lassen und liegt nach einem Minus von zwei Punkten wieder bei acht Prozent. Den größten Zugewinn verbuchte die FDP mit sechs Prozent auf insgesamt 5,9 Prozent.
Die Veränderungen lagen natürlich nicht nur am "Veggie-Day". Dominierendes Thema der letzten Tage waren die Wahlplakate, die inzwischen von den meisten Parteien vorgestellt wurden.
Mehr als 3.000 Beiträge wurden dazu in der vergangenen Woche ausgewertet, mit mehr als 1.000 Erwähnungen am häufigsten ging es dabei um die Plakate der SPD, bei der erst später präsentierten CDU waren es 919.
Der Tenor ist dabei eher negativ: Knapp ein Viertel der Tweets und Facebook-Kommentare kritisiert die CDU-Plakate, positiv sind nur fünf Prozent. Bei der SPD beträgt das Verhältnis 14 zu 7.
Viel Lob gibt es dagegen für die kleinen Parteien: 41 Prozent sind es bei der Alternative für Deutschland (AfD), negativ sind 19 Prozent der Plakat-Tweets zur AfD. Die Piratenpartei kommt gar auf 45 Prozent Positivkommentare, bei nur sieben Prozent Kritik.
So bestätigt sich das Gesamtbild der letzten Zeit: Die Piraten liegen mit 36 Prozent Zustimmung vorn - zumindest in den sozialen Netzwerken.