
Es herrscht Wahlkampf, und der wirft seine Schatten auch auf eine Entwicklung des Helmholtz-Zentrums Berlin und der Universität im niederländischen Delft. Deren Forscher versetzten Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) vor gut einer Woche in die Ekstase, ein zentrales Problem der Energiewende sei bald gelöst: die Speicherung von Solarstrom, damit der nicht zur falschen Zeit die Netze überflutet. Bislang ist das wirtschaftlich nicht möglich.





Genau das verspricht jetzt ein deutsch-niederländisches Team unter der Leitung des Materialwissenschaftlers Roel van de Krol: durch die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Wasserstoff. Doch mehr als Wahlkampfgetöse ist die Ankündigung nicht.
Chronik der Energiewende
Der von einem Erdbeben ausgelöste Tsunami überschwemmt und zerstört in Fukushima-Daini 250 Kilometer nordöstlich von Tokio Teile des Kernkraftwerks.
Die Bundesregierung ordnet an, sieben ältere Kernkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen, die übrigen zehn Reaktoren kommen auf den Prüfstand.
Union und FDP einigen sich auf einen kompletten Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022, die sieben älteren Meiler müssen endgültig stillgelegt werden.
Das Kabinett segnet das Atom- und Energiepaket ab und präsentiert die energie- und klimapolitischen Ziele bis 2050.
Die EU-Kommission reklamiert für sich Kompetenzen bei der Energiewende. Der Strommarkt müsse europäischer werden.
Angela Merkel fordert eine Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG): „Wenn die EEG-Umlage so weiter steigt, dann haben wir mit der Energiewende ein Problem.“
Vereinfacht gesagt, hängt van de Krol eine speziell beschichte Solarzelle und eine Spirale aus Platin in Wasser. Fällt Sonne auf die Apparatur, entsteht eine elektrische Spannung, die das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spaltet. Der Wasserstoff kann gelagert und später in Brennstoffzellen oder Gaskraftwerken zu Strom und Wärme werden. Auf einer Fläche von 100 Quadratmetern könnte die Technik laut Krol in einer sonnenreichen Stunde künftig fast sechs Kilowattstunden Energie liefern.
Deutschland
Bis das in der Praxis so weit ist, werden allerdings viele Jahre vergehen. Ein erster Prototyp der Anlage ist erst wenige Quadratzentimeter groß. Und die Befreiung des Solarstroms von seinem Manko, nur bei viel Sonnenschein zu fließen, liegt in mindestens ebenso weiter Ferne.
Um bei einer Vollversorgung mit Solarstrom eine schattigen Tag zu überbrücken, wären für ganz Deutschland im Durchschnitt knapp 2.000 Gigawattstunden Strom aus Wasserstoff nötig. Dazu bräuchte es viele Hundert Quadratkilometer der neuen Technik.