Johanna Quandt galt schon 1990 mit einem Vermögen von vier Milliarden Dollar als reichste Frau in Deutschland. Heute verteilt sich das beeindruckend angewachsene Vermögen auf drei Familienmitglieder: Johanna mit 8,2 Milliarden Euro belegt Platz sieben in Deutschland, ihr Sohn Stefan Quandt liegt mit 9,2 Milliarden Euro einen Platz vor ihr und dessen Schwester Susanne Klatten mit 11,1 Milliarden Euro auf Platz vier.
Zusammengerechnet bringen es diese Quandts mit knapp 29 Milliarden Euro auf Platz zwei der deutschen Familien hinter den beiden Zweigen des Aldi-Imperiums, die gemeinsam 34,7 Milliarden Euro besitzen. Dabei hatten die Albrechts 1990 gemeinsam mit vergleichsweise bescheidenen 1,2 Milliarden Dollar noch auf Platz neun gelegen.
Vermögensanstiege sind kaum nachvollziehbar
Kann der normal verdienende Anleger aus dem relativen Erfolg oder Misserfolg der Superreichen etwas lernen? Das ist schwer, schon weil fast keiner weiß, was die meisten Reichen mit dem Geld gemacht haben, das nicht in ihre Firmen geflossen ist – ausgegeben, gestiftet, in andere Anlageformen investiert? Kaum eine Angabe ist da vollständig. Die Quandts zum Beispiel haben ihr Vermögen, in Dollar gerechnet, in den 23 Jahren, Kaufkraftverlust berücksichtigt, mehr als verfünffacht. Aufs Jahr gerechnet, ergibt das eine ansehnliche Steigerung.
Ein toller Erfolg, es sei denn, man vergleicht Familie BMW mit dem gigantischen Vermögenszuwachs der Lebensmittelhändler Albrecht und Schwarz. Liegt das an deren notorischer Sparsamkeit, an Investitionen außerhalb des Kerngeschäfts oder ganz einfach an Glück und unternehmerischer Tüchtigkeit?
Der Aufstieg von Dieter Schwarz
Es gibt kaum seriöse Forschung über Familien, die es in diesem Land zu besonderem Reichtum gebracht haben. "Wir wissen viel mehr über Armut in Deutschland als über Reichtum", gibt der Darmstädter Soziologe Michael Hartmann zu, der seit Jahren über die soziale Mobilität der Deutschen forscht. Bei den Superreichen müssen einzelne Fallgeschichten die statistischen Analysen ersetzen. Sie haben allerdings auch den Vorzug größerer Anschaulichkeit.
Das Lidl-Imperium in Zahlen
11.000 Standorte betreiben Lidl und Kaufland europaweit, 300.000 Mitarbeiter beschäftigt die Schwarz-Gruppe.
67,9 Milliarden Euro wird Lidl 2016 erlösen, eine Milliarde mehr als Aldi.
Die Schwarz-Gruppe könnte nach einer Prognose von PlanetRetail den Metro-Konzern schon 2013 als größten deutschen Handelskonzern ablösen. Lidl allein dürfte spätestens 2016 Aldi als weltweiten Discount-König entthronen.
30 Millionen Euro schuldet Drogeriepleitier Schlecker dem Lidl-Gründer Schwarz
Wie im Fall von Dieter Schwarz: Der ist nicht vom Tellerwäscher, Obstkistenstapler oder auch Diplomkaufmann zum zweitreichsten Deutschen aufgestiegen, sondern startete seine Karriere als Erbe eines mittelständischen Unternehmens, wie es Zehntausende in Deutschland gibt: Der Vater Josef Schwarz trat 1930 als Komplementär in eine Südfrüchte Großhandlung Lidl & Co. in Heilbronn ein und eröffnete 1968 seinen ersten Supermarkt. Nach dem Tod des Vaters übernahm der heutige Milliardär das überschaubare Erbe, gründete ein SB-Warenhaus nach dem anderen und expandierte nach dem Mauerfall 1990 in raschem Tempo erst an vielen ostdeutschen Standorten, anschließend in zahlreichen Ländern Ost- und Südosteuropas.