SPD auf Stimmenfang Schulz lässt rote Rosen regnen

Als Popstar der Politszene inszeniert sich Martin Schulz beim Wahlkampf der saarländischen SPD. In Saarlouis verteilte der Kanzlerkandidat rote Rosen an Fußgänger. Von seinen Anhängern wird er gefeiert.

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Fotos, Blumen, Autogramme – um bei den Wählern beliebt zu sein, legt sich der SPD-Kanzlerkandidat ins Zeug. Quelle: dpa

Saarlouis/Mettlach-Orscholz Es ist die Anwesenheit von Martin Schulz, die Heiko Maas lächeln lässt. Lange habe er – und damit meint er seine Partei – auf einen solchen Moment warten müssen. Und nun will er ihn auch genießen. Der Bundesjustizminister schreitet durch die Fußgängerzone von Saarlouis, die Sonne scheint, es riecht schon ein bisschen nach Frühling. Nach Aufbruch. Maas bleibt immer ein kleines Stückchen hinter dem prominenten Gast, dem Kanzlerkandidaten der SPD. Und freut sich über den „mächtigen Auflauf“, den Schulz in der Kleinstadt ausgelöst hat.

Schulz unterstützte am Freitag ganztägig die Saar-SPD, erst beim Straßenwahlkampf, später beim außerordentlichen Parteitag in Mettlach-Orscholz, rund 30 Kilometer von Saarlouis entfernt. Beide Termine zogen viele Menschen an, viel mehr, als die Veranstalter erwartet hatten. Am 26. März wird in dem Bundesland im Südwesten der Republik ein neuer Landtag gewählt. Schulz weiß, dass ein positives Ergebnis seine Beliebtheit weiter steigern, die Motivation hoch halten würde. Dementsprechend wichtig ist ihm der Besuch im Saarland.

Und so lief er umringt von Journalisten und Anhängern, von Neugierigen und Schaulustigen eine Stunde lang durch die Fußgängerzone von Saarlouis. Er beantwortete geduldig Fragen, erzählte von seinem Vater, der aus dem Saarland kommt, davon, wie sehr das Bundesland Europa im Herzen trage. Er verteilte rote Rosen und Autogramme und ließ sich dutzende Male fotografieren. Lächelnd, zurückhaltend, immer höflich. Schulz, der Popstar der Polit-Szene.

Der 61-Jährige freute sich sichtlich über die Begeisterung, die er mit seinem Besuch im Saarland auslöste. Und blieb doch ruhig, ja geradezu entspannt. Zumindest nach außen. Den Job kennt er bestens, es ist bei weitem nicht Schulz' erster Straßenwahlkampf. Der Unterschied diesmal: Das Amt, um das es geht.

„Ich will Bundeskanzler werden“, sagte der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments in seiner Rede während des außerordentlichen Parteitags in Orscholz, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Mettlach. Von dort hat man den besten Blick auf das Wahrzeichen des Bundeslandes: die Saarschleife. Und: „Ich habe keine Angst vor Meinungsumfragen.“ Eine gute Stunde nach seinem Auftritt in der Fußgängerzone von Saarlouis kam er in der überfüllten Tagungshalle an. Hier beschloss die Saar-SPD ihr Programm für den Fall, dass ihre Spitzenkandidatin Anke Rehlinger nach der Landtagswahl Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ablösen könnte. Die Sozialdemokraten regieren bisher als Juniorpartner in einer großen Koalition mit der CDU.


„Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen“

Doch der Star war an diesem Abend der prominente Gast, Programm hin oder her. Seine Anwesenheit war ein Geschenk für Rehlinger und Maas, eine große Hilfe in schweren Wahlkampfzeiten. „Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen“, forderte Schulz die mehr als 700 anwesenden SPD-Mitglieder und Gäste auf. „Die Menschen müssen spüren, dass wir es ernst mit ihnen meinen.“ Die SPD-Wähler erwarteten nicht, dass sie zu Millionären gemacht würden: „Sie erwarten von uns, dass wir dafür sorgen, dass sie ein Leben in Würde leben können.“ Er empfahl der SPD „die Rückbesinnung auf unsere traditionellen Werte, dass im Mittelpunkt all unseres Handelns der Mensch mit seiner Würde stehen muss.“ „Wir sind von dem, was wir in diesen Tagen erleben, ermutigt, dass es kein Abonnement für andere Parteien auf den ersten Platz gibt“, sagte Schulz.

Und doch sind es die gleichen Allgemeinplätze, mit denen es Schulz derzeit schafft, die Menschen für sich zu gewinnen. Er, der Mann aus der Provinz, der stolz auf seine Heimat Würselen ist und auf die Zeit, die er dort als Bürgermeister verbracht hat, wirbt für höhere Einkommen und daraus resultierende stabile Renten, er will um Arbeitsplätze kämpfen und eine Steuerpolitik durchsetzen, bei der „die, die hart arbeiten, nicht schlechter gestellt sein dürfen als die, die ihr Geld für sich arbeiten lassen.“ Die Gerechtigkeitslücke, sie ist sein Thema.

Nach minutenlangem Beifall verlässt Schulz am späten Abend die Bühne. Er sieht zufrieden aus. Im Gepäck hat er ein Ortsschild, das die Genossen ihm als kleines Dankeschön überreicht haben. Darauf steht: „Orschulz“. Wieder ein erfolgreicher Tag.

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