SPD-Parteitag Schulz mit 100 Prozent zum Parteichef gewählt

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Gabriels Abschied mit gemischten Gefühlen

Er wandte sich aber mit scharfen Worten gegen Rechtspopulisten. Die AfD bezeichnete er als „Schande für die Bundesrepublik“. US-Präsident Donald Trump warf er vor, das „Rad der Freiheit“ zurückzudrehen. „Wer die freie Berichterstattung als Lügenpresse bezeichnet, wer selektiv mit den Medien umgeht, legt die Axt an die Wurzeln der Demokratie - ob er Präsident der Vereinigten Staaten ist oder ob er in einer Pegida-Demonstration mitläuft.“

Schulz bekannte sich klar zu Europa: „Mit mir wird es kein Europa-Bashing, kein Schlechtreden Europas geben.“ Den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan warnte er davor, mit Nazi-Vergleichen Menschen in Deutschland gegeneinander aufzuhetzen.

Gabriel hatte Ende Januar zugunsten von Schulz auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur verzichtet und wechselte vom Wirtschafts- ins Außenministerium. Die Nominierung von Schulz hatte der SPD ein beispielloses Hoch in den Umfragen beschert. Jetzt liefert sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Union.

Gabriel verabschiedete sich von den Delegierten mit Wehmut, aber auch mit Zuversicht. „Es dürfte der fröhlichste und optimistische Übergang zu einem neuen Parteivorsitz sein, den unsere Partei so in den letzten Jahrzehnten erlebt hat“, sagte der 57-Jährige. Er sprach sich klar gegen eine Fortsetzung der großen Koalition nach der Bundestagswahl aus. „Jetzt wollen die Menschen einen neuen Aufbruch.“

Schulz sagte, Gabriel werde im Wahlkampf eine wichtige Rolle für die Partei spielen. Dass der Vizekanzler seinen Ehrgeiz zurückgestellt habe und ihm Parteivorsitz und Kanzlerkandidat überlasse, „ist eine große menschliche Leistung“.

Die Grünen-Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir reagierten wohlwollend auf die Wahl: „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Dir für ein weltoffenes und solidarisches Deutschland in einem vereinten Europa einzustehen.“ Eine Koalition mit SPD und Linken wäre eine Option für die Grünen, in die Regierung zu kommen.

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch forderte Schulz zur Absage an eine große Koalition unter Merkel auf - zumindest für sich persönlich: „Ich fordere Martin Schulz auf, klar zu sagen, dass er nicht in ein Kabinett Merkel geht“, sagte er der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montag).

Die FDP kritisierte die ablehnende Haltung des SPD-Chefs zu Steuersenkungen. „Die Mittelschicht hat von Herrn Schulz nichts zu erwarten außer der alten, linken Leier“, sagte Parteichef Christian Lindner.

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