In einer kurzen Rede hatte Gabriel zu Beginn der Veranstaltung jedoch einen Politikwechsel gefordert. Deutschland bleibe unter der Zerstrittenheit von Angela Merkel und Horst Seehofer unter seinen Möglichkeiten. „Wer seit Monaten um die Frage kreist, wer zu welchem Parteitag eingeladen wird, der zeigt, dass der Kompass für die Menschen in Deutschland verloren gegangen ist“, sagte Gabriel. „Deshalb braucht unser Land eine andere Führung und eine andere Richtung.“ Das gehe nur mit der Sozialdemokratie.
Der SPD-Chef sprach sich für Investitionen und gegen eine „Sparpolitik“ aus. Wer das Land besser machen wolle, müsse auch investieren, etwa in Bildung, Infrastruktur und innere Sicherheit. „Die Schwarze Null ist weit weniger wichtig als der Schutz des Rechtsstaats nach innen und nach außen“, sagte Gabriel.
Dann zog sich der Parteivorsitzende zunächst zurück, um mit Klaas Heufer-Umlauf „noch einen Kaffee zu trinken“. Unterdessen beantworteten in der „Twitter-Townhall“ SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, die SPD-Vize und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Bürgeranfragen über das Internet.
Am Rande des SPD-Zukunftskongresses hatten die führenden Sozialdemokraten auch dafür geworben, dass Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck wird. „Frank-Walter Steinmeier ist der ideale Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten“, sagte Dreyer dem Handelsblatt. Das sähen auch viele Bürger so. Deshalb sei es richtig, dass die SPD das auch wirklich deutlich mache. „Nun müssen CDU und CSU, aber auch die anderen Parteien zur Klarheit kommen, ob sie einen besseren Kandidaten haben“, forderte sie. Ob es doch noch einen gemeinsamen Kandidaten der Großen Koalition geben könne, müsse der Parteivorsitzende entscheiden. „Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir den sehr guten und souveränen Kandidaten haben“, sagte Dreyer.
„Ich freue mich über den Zuspruch für Frank-Walter Steinmeier“, erklärte auch SPD-Vize und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig dem Handelsblatt. Sie sei aber nicht überrascht, weil Steinmeier das Amt des Bundespräsidenten „klasse ausfüllen“ würde. „Ich finde Kanzlerin Merkel kleinkariert, weil sie nur auf das Parteibuch schaut“, sagte Schwesig.