Spielräume im Haushalt Steuersenkungen sind möglich, wenn ...

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Woran Steuersenkungen scheitern dürften

SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bringt es derweil nur auf einen Zweiklang. „Zum einen die Belastungen für kleinere und mittlere Einkommen senken, zum anderen in Bildung, Forschung und unsere digitale Infrastruktur investieren, um diese auf Weltklasseniveau zu heben“, sagt Gabriel, während seine Parteigenossinnen Andrea Nahles (Arbeitsministerin) und Manuela Schwesig (Familienministerin) schon mit den Hufen scharren, um weitere Sozialleistungen durchzudrücken (und die Überschüsse auf diese Weise kleinzukriegen).

Dass die Schnittmengen der Grünen mit der SPD letztlich größer sind als mit CDU und CSU, dafür sorgt der Wirtschaftsflügel der Union. Dessen Vertreter Carsten Linnemann weist darauf hin, dass die Steuerlastquote seit 2010 deutlich gestiegen ist, von 21,4 auf 22,8 Prozent bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Macht 40 Milliarden Euro zusätzlich. Mit solch einem Batzen ließe sich der sogenannte „Mittelstandsbauch“ straffen, womit der starke Tarifanstieg zwischen 8653 und 13 669 Euro zu versteuerndem Einkommen gemeint ist. Auch sollte der Spitzensteuersatz von 42 Prozent (plus Soli) später greifen, findet Linnemann, nicht schon bei 53 000 Euro. Der Ausfall für den Fiskus würde nur einem Drittel der erwarteten Steuermehreinnahmen entsprechen. Linnemann: „Wir haben erstmals die Chance, Steuern zu senken und nicht gleichzeitig Schulden oder eine Gegenfinanzierung machen zu müssen.“

Steuern: So viel Geld nimmt der Bund bis 2020 ein

Doch ambitionierte Steuersenker wie Linnemann dürften spätestens am Föderalismus scheitern. Denn über die wichtigsten Steuern kann der Bund nicht allein bestimmen. Einige Länder tun sich jedoch mit Steuerentlastungen unendlich schwer. Allen voran Nordrhein-Westfalen. Das rot-grün regierte Bundesland kommt trotz Rekordeinnahmen nicht aus den roten Zahlen: Mit einem negativen Finanzierungssaldo von 360 Millionen Euro in den ersten sieben Monaten von 2016 bildet NRW das Schlusslicht. Weit vorne glänzt Bayern mit einem Überschuss von 1,5 Milliarden.

Doch selbst wenn der Bundesrat Steuersenkungen blockieren würde, hätte die Bundesregierung – wenn sich die Koalitionspartner einig wären – eine Option: Der Solidaritätszuschlag ist eine reine Bundessteuer und erbringt inzwischen 16 Milliarden Euro. Nach bald drei Jahrzehnten deutscher Einheit ließe sich ihr Wegfall einfach begründen und vor allem: gut verkraften.

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