Die Welt hat einen Spionage-Champion – und dieser heißt nicht Amerika: Die meisten Hacker-Angriffe kamen bis zur Jahresmitte aus Indonesien, belegt eine Studie des US-Server-Betreibers Akamai. Auf dem zweiten Platz folgt China, danach kommen die USA.
Aus Asien und Osteuropa kommt die größte Gefahr für die Wirtschaft, wissen Experten für IT-Sicherheit. „Die USA spähen Drittländer nicht so in der Breite aus, wie das Chinesen oder Russen tun“, sagt Sandro Gaycken von der Arbeitsgruppe Sichere Identität an der Freien Universität Berlin. Gegen die großen Nachrichtendienste sei in Unternehmen „kein Kraut gewachsen“, so der Experte, selbst die USA hätten keine Chance gegen die Spione der Schwellenländer.
China will zu den High-Tech-Nationen aufschließen und bedient sich dabei auch der Industriespionage. Deutschland ist mit seinen vielen Weltmarktführern ein beliebtes Ziel. Etwa zwei Drittel der in Deutschland registrierten Verdachtsfälle auf Wirtschaftsspionage hatten 2012 mit China zu tun, so der Verfassungsschutz.
Etwa eine Million Chinesen arbeitet im Amt für Staatssicherheit in Peking. Deren Auslandsspione haben es in Deutschland auf Know-how aus der Rüstungsindustrie und auf Hochtechnologie abgesehen. Aber auch Chinas Unternehmen sind beim Datenklau in jüngster Zeit ganz vorn – mit immer aggressiveren Methoden: Ob Staatskonzern, Privatfirma oder Hinterhofklitsche – die Hemmungen, sich mithilfe illegaler Methoden Know-how zu beschaffen, fallen.
Für Unternehmen sind die Chinesen am gefährlichsten, weil sie zielstrebig wirtschaftliche Interessen verfolgen. Die Spione arbeiten nicht nur für staatliche Stellen, geklaute Daten werden auch an Staatsunternehmen weitergereicht. Diese können dann Kopien deutscher Produkte günstiger anbieten. Auch der mit hohem Aufwand erzielte technologische Vorsprung von Mittelständlern ist mithilfe unlauterer Mittel schnell aufgeholt.
Technisch raffinierter als die Chinesen arbeiten die Russen, sagt Sicherheitsexperte Gaycken: „Die sind besonders clever, arbeiten lautlos und meist unsichtbar.“ In der Statistik des US-IT-Dienstleisters Akamai, in der die IT-Adressen von Cyber-Angreifern erfasst werden, tauchen die Russen darum kaum auf. Allerdings betreiben die Kreml-Schlapphüte Spionage eher „als traditionelles Hobby“, sagt Gaycken. Der „postimperiale Phantomschmerz“ führe dazu, dass sich Spionage überwiegend auf militärische Güter beschränkt.
Weltweit einheitlich ist der Typus des Cyber-Spions. Häufig werden Informatik-Studenten zum Hacker – aus Spaß oder sportlichem Ehrgeiz. Gegen viel Geld werden sie später als Auftragshacker von Regierungen angeheuert: Spionage ist ein einträgliches Geschäft.