Städteranking 2015 Tristesse an Rhein und Ruhr

Einst waren sie Garanten für Wachstum und Wohlstand, jetzt leiden sie unter dem Strukturwandel. Oberhausen, Gelsenkirchen und Co. landen im Städteranking ganz hinten. Doch nicht mit allen NRW-Städten geht es bergab.

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Die zehn besten Städte Deutschlands
Karlsruhe Quelle: dpa
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Es ist kein Geheimnis, dass die Städte im Ruhrgebiet schon bessere Zeiten erlebt haben. Im 19. und Teilen des 20. Jahrhunderts machte Kohle, das schwarze Gold des Ruhrgebiets, Unternehmen und Kommunen reich. Zechen, Kokereien, dazu Eisen- und Stahlfabriken sorgten zwischen Duisburg und Dortmund für Wachstum und Wohlstand.

In unserer Infografik finden Sie das Niveau- und Dynamikranking sowie die Stärken- und Schwächenprofile aller untersuchten Städte des gemeinsamen Rankings der WirtschaftsWoche und Immobilienscout24.

Der Ruhrpott wurde zur wichtigsten europäischen Wirtschaftsregion. Doch von der einstigen wirtschaftlichen Stärke ist kaum etwas übrig geblieben. Schon lange rauchen die Kohleschlöte nicht mehr. Fast alle Zechen wurden stillgelegt, viele abgerissen. Mit den Firmen verschwanden die Arbeitsplätze - und so die Steuereinnahmen der Städte.

Das Ruhrgebiet ist das prominenteste Opfer des Strukturwandels, der Transformation von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Nur die größten Optimisten glauben, dass sich die Situation schnell verbessert.

Niveauranking: Das sind die schlechtesten Städte Deutschlands

Und auch der exklusive Städtetest der WirtschaftsWoche zeichnet ein düsteres Bild der Lage im Pott. Gelsenkirchen, Herne, Oberhausen, Duisburg, Bottrop, Bochum, Essen – alle Städte stehen weit unten im Niveau- und Dynamikranking, das sich aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt und Lebensqualität zusammensetzt.

Beispiel Gelsenkirchen: Während die Beschäftigung auf dem Leipziger Arbeitsmarkt zwischen 2014 und 2009 um 23,2 Prozentpunkte stieg, profitierte die Ruhrgebiets-Stadt nur minimal vom bundesdeutschen Arbeitsmarktaufschwung. Mit einem Plus von 4,3 Prozent landet die Stadt am Rhein-Herne-Kanal auf Rang 68, dem vorletzten Platz.

Dynamikranking 2015: Das sind die Gewinner

Und sie droht weiter den Anschluss zu verlieren. 2014 waren gerade einmal 9,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Akademiker. Ergebnis: Rang 65 von 69. Ohne die geht es aber nicht, will eine Stadt in den kommenden Jahren wirtschaftlich gut dastehen. Kluge Köpfe sind in den Unternehmen im Ruhrgebiet, trotz zahlreicher Universitäten, verzweifelt gesucht. Besonders schlecht steht es um die Gelsenkirchener Lebensqualität.

In keiner Stadt Deutschlands liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der Neugeborenen zwischen 2010 und 2012 niedriger. Es sollen nur 77,7 Jahre sein. Zum Vergleich: Heidelberger Babys sollen den Berechnungen nach knapp fünf Jahre älter werden. So schlimm sieht es nicht in allen Städten Nordrhein-Westfalens aus. Wenige Kilometer weiter, im Bergischen Land, gibt es Grund zur Hoffnung.

Die Exklusivstudie von 2015 enthält alle Tabellen und Daten für alle 69 untersuchten Städte in den Kategorien Immobilienmarkt, Lebensqualität, Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur – gegliedert nach Niveau und Dynamik.

Wuppertal, Remscheid und Solingen haben sich im Dynamikranking in vielen Bereichen deutlich verbessert. Etwa bei der Kinderbetreuung. Um 4,2 Prozentpunkte ist die Zahl der betreuten Kinder zwischen drei und fünf Jahren zwischen 2014 und 2009 in Remscheid gestiegen, Platz sechs im Städte-Vergleich.

Dicht dahinter auf Rang acht folgt Solingen. Und auch an der Bildungsfront gibt es erfreuliche Nachrichten. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss ist zwischen 2013 und 2009 in Wuppertal um 2,8 Prozentpunkte gefallen, Platz 11.

Vier Plätze dahinter folgt Remscheid mit minus 2,6 Prozentpunkten. Das zahlt sich aus. Schon jetzt sorgt das Dreieck der Hoffnung für höhere Produktivität im Bergischen Land.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigem ist in Remscheid zwischen 2012 und 2009 um satte 18,4 Prozent gestiegen, Platz fünf von 69. Und auch die Solinger Produktivität stieg überdurchschnittlich, in drei Jahren ergab sich ein Plus von 12,7 Prozent.

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