Wenn der Stress der monatelangen Masterarbeit langsam abfällt und der Kater nach dem Feiern wieder Platz macht für klare Gedanken, stellen sich Tausende Uni-Absolventen jedes Jahr plötzlich drängende Fragen: Was jetzt?
Wohin soll es nach dem abgeschlossenen Studium gehen? Wo gibt es die besten Aussichten auf einen interessanten und gut bezahlten Job in der Republik? Welche Stadt passt zum gerade bestandenen Studienabschluss?
Wie das das exklusive Städteranking von WirtschaftsWoche, Immobilienscout24 und IW Consult Köln zeigt, bieten vor allem Städte im Süden Deutschlands sowie große Industriestandorte wie Wolfsburg, Ingolstadt oder Erlangen gute Erfolgsaussichten auf einen aussichtsreichen Job.
Die VW-Stadt Wolfsburg etwa zieht besonders viele Ingenieure an. Gleichzeitig verdienen Arbeitnehmer im Durchschnitt nirgends so viel wie in Wolfsburg. Auch beim Anteil der Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung belegt die niedersächsische Großstadt den ersten Platz. Ähnlich attraktiv sind in diesen Bereichen nur Ingolstadt, Erlangen und Ludwigshafen. In Ingolstadt beschäftigt Audi Tausende Mitarbeiter, Erlangen ist Stammsitz von Siemens und Ludwigshafen eng mit BASF verbunden.
Generell haben Ingenieure und Naturwissenschaftler im Süden Deutschlands die besten Karrierechancen. So liegen fünf der sechs Städte mit der höchsten Ingenieursdichte in Bayern (Ingolstadt, Erlangen, Regensburg, München) oder Baden-Württemberg (Stuttgart). Naturwissenschaftler wie Chemiker, Mathematiker, Informatiker oder Physiker zieht es außerdem nach Darmstadt, Karlsruhe, Aachen oder Jena.
Dynamikranking 2017: Das sind die Gewinner
Das Dynamikranking betrachtet die Veränderungsraten in fünf zurückliegenden Jahren – etwa, wie sich die Bauaktivitäten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage nach oben bewegt. Die Bewertung erfolgt auf Basis von insgesamt 40 Einzelindikatoren, die in vier unterschiedlich gewichtete Bereiche einfließen (Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt, Lebensqualität). Die Gewichtung orientiert sich daran, wie stark die Indikatoren auf die Zielvariablen hohe Beschäftigung und hoher Wohlstand wirken. Die Zahlen sind gerundet, was zu gleicher Punktzahl bei unterschiedlichen Rängen führen kann. Aufgenommen wurden alle kreisfreien Städte ab 100.000 Einwohner und zwei Städteregionen beziehungsweise Stadtverbände (insgesamt 70).
Stadt | Ingolstadt |
Punkte gesamt | 61,4 |
Veränderung zum Vorjahr | +1 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 13,3 (3) |
Lebensqualität | 4,7 (58) |
Arbeitsmarkt | 24,3 (4) |
Wirtschaft | 19 (1) |
Stadt | München |
Punkte gesamt | 61,1 |
Veränderung zum Vorjahr | -1 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 12,7 (8) |
Lebensqualität | 4,7 (59) |
Arbeitsmarkt | 25,1 (1) |
Wirtschaft | 18,6 (4) |
Stadt | Berlin |
Punkte gesamt | 58,8 |
Veränderung zum Vorjahr | +6 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 13,8 (2) |
Lebensqualität | 4,6 (61) |
Arbeitsmarkt | 25 (2) |
Wirtschaft | 15,5 (26) |
Stadt | Würzburg |
Punkte gesamt | 58,8 |
Veränderung zum Vorjahr | -1 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 13 (5) |
Lebensqualität | 5,3 (7) |
Arbeitsmarkt | 23,4 (7) |
Wirtschaft | 17,1 (11) |
Stadt | Regensburg |
Punkte gesamt | 58,1 |
Veränderung zum Vorjahr | - |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 9,8 (38) |
Lebensqualität | 5,3 (11) |
Arbeitsmarkt | 24,7 (3) |
Wirtschaft | 18,3 (5) |
Wer nach der Universität erst mal keine Lust auf starre Konzernhierarchien hat – und lieber sein eigenes Start-up gründen möchte, findet dafür in Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg die besten Voraussetzungen. Zumindest verzeichnen diese Städte die meisten Unternehmensgründungen. München und Berlin belegen hier bloß Platz vier und fünf.
Absolventen, die in der Forschung bleiben wollen, müssen sich zunächst entscheiden, ob sie an ein Institut wollen oder in die Wirtschaft drängen. Von dieser Entscheidung hängt maßgeblich die passende Städtewahl ab. Während es die höchste Dichte an Forschungsinstituten in Jena, Potsdam und Erlangen gibt, beschäftigen Unternehmen vor allem in Wolfsburg, Ingolstadt und Ludwigshafen.
Der Osten hinkt hinterher
Für Kreative liegen die vielversprechendsten Städte im Gegensatz zu den Hot-Spots für Ingenieure quer über die Republik verstreut. In Würzburg, Mainz und Potsdam arbeiten in Relation zur Einwohnerzahl die meisten Angestellten in Kreativ-Berufen. Bei den kreativen Dienstleistungen, also im Agenturgeschäft, liegen Pforzheim, Mainz und München vorn – gefolgt von Darmstadt und Köln.
Insgesamt schneiden die westdeutschen Städte und Ballungszentren im Ranking bezüglich der Job-Aussichten immer noch deutlich besser ab als ostdeutsche Großstädte. Beim Durchschnittslohn etwa liegt Jena als bestplatzierte ostdeutsche Stadt (Berlin ausgenommen) auf Rang 54.
Im Vergleich zum Spitzenreiter bei den Löhnen, Wolfsburg, verdienen die Beschäftigten in Jena mit 37.640 Euro 67 Prozent weniger als in Wolfsburg (62.218 Euro). In der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt fällt der Durchschnittslohn mit 35.005 Euro noch ein Stückchen geringer aus.
Dynamikranking 2017: Das sind die Verlierer
Das Dynamikranking betrachtet die Veränderungsraten in fünf zurückliegenden Jahren – etwa, wie sich die Bauaktivitäten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage nach oben bewegt. Die Bewertung erfolgt auf Basis von insgesamt 40 Einzelindikatoren, die in vier unterschiedlich gewichtete Bereiche einfließen (Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt, Lebensqualität). Die Gewichtung orientiert sich daran, wie stark die Indikatoren auf die Zielvariablen hohe Beschäftigung und hoher Wohlstand wirken. Die Zahlen sind gerundet, was zu gleicher Punktzahl bei unterschiedlichen Rängen führen kann. Aufgenommen wurden alle kreisfreien Städte ab 100.000 Einwohner und zwei Städteregionen beziehungsweise Stadtverbände (insgesamt 70).
Stadt | Salzgitter |
Punkte gesamt | 39,9 |
Veränderung zum Vorjahr | kein Rang 2016 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 8,5 (59) |
Lebensqualität | 5,3 (5) |
Arbeitsmarkt | 15,2 (70) |
Wirtschaft | 10,8 (69) |
Stadt | Gelsenkirchen |
Punkte gesamt | 41,6 |
Veränderung zum Vorjahr | - |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 7,8 (64) |
Lebensqualität | 5,1 (26) |
Arbeitsmarkt | 15,6 (69) |
Wirtschaft | 13 (63) |
Stadt | Herne |
Punkte gesamt | 42,1 |
Veränderung zum Vorjahr | -2 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 8,8 (54) |
Lebensqualität | 4,4 (67) |
Arbeitsmarkt | 16,4 (67) |
Wirtschaft | 12,5 (67) |
Stadt | Hagen |
Punkte gesamt | 42,9 |
Veränderung zum Vorjahr | -8 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 7,7 (66) |
Lebensqualität | 5,1 (30) |
Arbeitsmarkt | 17,2 (62) |
Wirtschaft | 12,9 (65) |
Stadt | Remscheid |
Punkte gesamt | 43,2 |
Veränderung zum Vorjahr | -11 |
Punkte (Rang) Einzelbereich | |
Immobilienmarkt | 7,5 (70) |
Lebensqualität | 5,4 (4) |
Arbeitsmarkt | 17,2 (61) |
Wirtschaft | 13,2 (62) |
Auch bei vielen anderen Indikatoren wie der Akademikerquote, oder der Attraktivität für Ingenieure und Kreativberufe schneiden die ostdeutschen Städte höchstens mittelmäßig ab. Lediglich Jena sticht in vielen Punkten (Dichte der Forschungsinstitute, Akademikerquote, Anteil der Naturwissenschaftler) heraus.
Der Grund dafür: In Jena sitzen viele Hochtechnologie-Unternehmen wie Jenoptik und Carl Zeiss Meditec. Außerdem zieht die Universität viele Forschungsinstitutionen an.
Berlin macht seinem Ruf als Chaos-Hauptstadt auch in der exklusiven Auswertung von WirtschaftsWoche, Immobilienscout24 und IW Consult Köln alle Ehre. Bei der Gründungsintensität fällt sie hinter Frankfurt oder Düsseldorf zurück und im Kreativgeschäft hinkt die Metropole gar Städten wie Pforzheim oder Trier hinterher.
Nur in einem Bereich ist Berlin Spitzenreiter – was wohl genau den Charme der Hauptstadt erklärt. In keiner anderen Stadt Deutschlands leben im Verhältnis zu den Einwohnern so viele Künstler wie in Berlin.