Städteranking 2019 Die besten Städte für Hochschulabsolventen

Welche Städte jungen Akademikern die beste Zukunft bieten, hängt nicht nur von persönlichen Präferenzen ab. Quelle: IMAGO

Nach der Uni können Absolventen durchstarten – aber in welcher Stadt? Ein neuer Wohnort sollte überlegt gewählt werden. Das aktuelle Städteranking liefert die wichtigsten Informationen und einige Überraschungen.

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Jungen Akademikern steht die Welt offen. Sie sind hochqualifiziert, jung und können frei entscheiden, wie es weitergehen soll. Aber wo lässt es sich eigentlich am besten leben und arbeiten? Das Städteranking der WirtschaftsWoche vergleicht Stärken und Schwächen deutscher Großstädte anhand verschiedener Kriterien. Die Ergebnisse helfen jungen Akademikern, den besten Wohnort für sich zu finden. Denn eine neue Heimat sollte mehr zu bieten haben als nur bezahlbare Mieten.   

Hier gibt es die besten Jobaussichten

Ein Job ist der erste Schritt, um sich in einer neuen Stadt niederzulassen und zu integrieren. Gute Chancen eine Anstellung zu finden gibt es vor allem in Bremen, Leverkusen und Hamburg. Dort haben im vergangenen Jahr die meisten Unternehmen neue Standorte angesiedelt. Wer gerne in einem Start-up arbeiten möchte, hat in Mönchengladbach, Frankfurt und Düsseldorf die besten Aussichten – in keiner deutschen Stadt wurde 2018 mehr gegründet. Absolventen, die bereits wissen, in welcher Branche sie arbeiten möchten, sollten sich den Arbeitsmarkt in Deutschland allerdings etwas detaillierter ansehen.

Berufseinsteiger mit MINT-Abschluss dürfen mit Jena, Potsdam, Ulm und Freiburg liebäugeln, denn dort befinden sich die meisten Forschungsinstitute. Wer hingegen lieber in der Industrie arbeiten möchte, sollte an einen Ort mit zukunftsorientierten Unternehmen ziehen. Die meisten Arbeitgeber mit Affinität zur Industrie 4.0 sitzen in Frankfurt am Main, Düsseldorf, München und Darmstadt. Eine Alternative zur Industrie bieten wissensintensive Dienstleistungen, wie Rechts- und Unternehmensberatung. Besonders gefragt sind sie in Heidelberg, München und Bonn. Für Leute mit einem Abschluss in Kultur- oder Geisteswissenschaften sind Pforzheim, München und Mainz interessant. Dort gibt es die meisten Beschäftigten im Kultur- und Kreativbereich.

Nicht zuletzt sollte nach der langen Ausbildung an der Universität auch das Gehalt stimmen. Neben den branchenspezifischen Unterschieden gibt es große regionale Lohngefälle. Das höchste Arbeitnehmerentgelt, also Bruttolohn zuzüglich der Sozialbeiträge der Arbeitgeber, erhalten Angestellte mit mehr als 63.000 Euro in Wolfsburg. In Ingolstadt beträgt das Entgelt rund 60.000, in Erlangen rund 56.000 Euro. Deutlich weniger Gehalt gibt es im Osten: Chemnitz, Magdeburg und Cottbus sind mit jährlichen Zahlungen von rund 36.000 Euro das finanzielle Schlusslicht für Arbeitnehmer im Städteranking.

In Ulm bleibt am meisten Geld zum Leben

Steigende Mieten erschweren die Wohnungssuche. Gerade in Metropolen liegen neue Mietverträge preislich bis zu 25 Prozent über dem städtischen Durchschnitt. Mieter nehmen die überhöhten Preise in Kauf, denn oft scheitert die Wohnungssuche bereits an der Verfügbarkeit auf dem Immobilienmarkt. Zwar gibt es auch günstige Großstädte – doch geringe Wohnkosten allein dürften die wenigsten Uniabsolventen zu einem Umzug nach Salzgitter, Remscheid oder Hagen bewegen. Daher werden im Folgenden vor allem Städte betrachtet, die für junge Akademiker ohnehin interessant sein könnten.

Am leichtesten lässt sich eine Mietwohnung in Leipzig finden. Doch auch in Bonn, Düsseldorf und Erlangen sind die Chancen auf dem Wohnungsmarkt vergleichsweise gut: Die durchschnittliche Vermittlungsdauer liegt dort bei 20 Tagen. Wer jedoch in Freiburg, München oder Stuttgart leben möchte, sollte rechtzeitig mit der Wohnungssuche beginnen. Auf dem heiß umkämpften Wohnungsmarkt finden Makler für gewöhnlich in weniger als zwei Wochen einen Mieter. Auch beim Wohnungskauf gibt es in Leipzig die größte Auswahl, dicht gefolgt von Berlin und Dresden. Zwischen vier und sieben Interessenten bewerben sich dort auf eine Immobilie – in Stuttgart sind es über 100.

Doch neben der Verfügbarkeit spielt auch das Portemonnaie eine Rolle bei der Wohnungssuche. Da Immobilienpreise die Miethöhe direkt beeinflussen, ergibt sich ein nahezu einheitliches Preisgefälle für Kauf- und Mietpreise in deutschen Großstädten. Wohnen in Leipzig und Dresden ist vergleichsweise günstig, das teuerste Pflaster sind die beliebten Universitätsstädte München, Stuttgart, Frankfurt und Freiburg. Während der Kaufpreis für einen Quadratmeter in Leipzig etwas weniger als 2000 Euro beträgt, liegt er in München mehr als drei Mal so hoch.

Die zehn besten Städte Deutschlands
Städteranking 2019: Würzburg auf Platz 10 im Niveauranking Quelle: imago images
Städteranking 2019: Hamburg auf Platz 9 im Niveauranking Quelle: dpa
Städteranking 2019: Ulm auf Platz 8 im Niveauranking Quelle: imago images
Städteranking 2019: Wolfsburg auf Platz 7 im Niveauranking Quelle: dpa
Städteranking 2019: Regensburg auf Platz 6 im Niveauranking Quelle: imago images
Städteranking 2019: Frankfurt am Main auf Platz 5 im Niveauranking Quelle: dpa
Städteranking 2019: Ingolstadt auf Platz 4 im Niveauranking Quelle: imago images

Auch die regionalen Gehaltsunterschiede können das Mietgefälle zwischen deutschen Großstädten nicht ausgleichen. In Heidelberg und Leipzig gehen rund 20 Prozent des Monatslohns an den Vermieter – in München und Frankfurt sind es über 30. Am meisten Geld zum Leben bleibt in Ulm, wo die Einwohner nur rund 19 Prozent ihres Gehalts für Miete ausgeben.

Die meisten Künstler leben in Berlin

Doch Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich – die Lebensqualität muss stimmen. Besonders hip sind aktuell Frankfurt und Düsseldorf, die von allen Großstädten die meisten Menschen zwischen 20 und 25 Jahren anziehen. Allerdings sind auch Berlin und Hamburg bei jungen Leuten sehr beliebt. Einen niedrigen Altersdurchschnitt haben Heidelberg, Frankfurt und Freiburg. Wer Nachwuchs mit einem berufstätigen Partner plant, sollte sich Rostock und Jena, die Städte mit den meisten Plätzen in Kindertagesstätten ansehen. Fast 60 Prozent der unter drei Jahre alten Kinder haben dort einen Betreuungsplatz.

Für Naturliebhaber, die das Urbane nicht missen wollen, könnten Pforzheim, Darmstadt und Freiburg als Wohnort in Frage kommen. In diesen Städten gibt es die meisten naturnahen Flächen. Viele Übernachtungsgäste ziehen Frankfurt, München, Heidelberg und Berlin an – sie waren im vergangenen Jahr in dieser Kategorie Spitzenreiter. Ein Ausschlusskriterium für die beliebten Städte Frankfurt, Stuttgart und Freiburg könnte deren schlechte digitale Infrastruktur sein. Dort sind nur wenige Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen. Wer viel im Homeoffice arbeitet, sollte daher lieber nach Wiesbaden, Köln oder Hamburg ziehen. In der hessischen Landeshauptstadt umfasst der Glasfaserausbau fast 90, in den beiden anderen Städten über 70 Prozent.

Kulturliebhaber könnten in Berlin einen Wohnort nach ihrem Geschmack finden – dort leben mit Abstand die meisten Künstler. Sollte die Hauptstadt nicht in Frage kommen, sind Ulm, Darmstadt und Dresden, die Städte mit den meisten Theater- und Opernbesuchen, eine gute Alternative.

Fazit: Wo sich Berufseinsteiger niederlassen sollten, lässt sich nicht pauschal empfehlen. Alle deutschen Großstädte bieten einen soliden Arbeitsmarkt, in dem junge Akademiker schnell Fuß fassen können. Eine besonders gute Bezahlung winkt in Süddeutschland, dort sind die Mieten allerdings ebenfalls am höchsten. Welche Stadt die richtige ist, hängt vom persönlichen Geschmack ab – wer bereits eine Tendenz hat, kann in den Einzeldossiers zum Städteranking detaillierte Informationen zu allen Großstädten Deutschlands finden. Dort steht, was genau eine Stadt heute und in Zukunft bewegt, wo es besonders gut läuft und welche Städte besser gemieden werden.

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