Standortkiller Strompreis So stark belasten hohe Energiekosten Unternehmen

Stromkosten werden für Unternehmen oft zum Standortkiller Quelle: dpa

Gerade energieintensive Unternehmen sind auf konkurrenzfähige Strompreise angewiesen. In Deutschland ist der durchschnittliche Strompreis für Unternehmen massiv angestiegen. Wird die Energiewende zum Standortkiller?

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Aurubis zum Beispiel: Es sind energieintensive Unternehmen wie der Rohstoffveredler aus Hamburg, die besonders auf konkurrenzfähige Strompreise angewiesen sind, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Ausgaben für Energie sind einer der Hauptkostenfaktoren für die größte Kupferhütte Europas, die mit Unternehmen aus China, Südamerika und Indien konkurriert. In diesen Ländern gibt es keine Umlage für Grünstrom aus erneuerbaren Quellen wie hierzulande (EEG). Steuern und Abgaben auf den Strompreis sind dort um ein Vielfaches niedriger.

Immerhin gibt es eine Teilbefreiung beim EEG für deutsche Unternehmen wie Aurubis, das mit einem jährlichen Strombedarf von einer Milliarde Kilowattstunden zu den Großabnehmern gehört. Würden diese Erleichterungen wegfallen, wie vielfach gefordert, hätte das für die Hamburger dramatische Auswirkungen. „Ohne die Teilbefreiung vom EEG würden sich die Stromkosten von Aurubis mehr als verdoppeln“, sagt Aurubis-Energiechef Ulf Gehrckens. Dabei sei die Belastung in Deutschland bereits heute schon doppelt so hoch wie die vergleichbarer Industrien in den USA.

Tatsächlich ist der durchschnittliche Strompreis für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen in Deutschland seit 2000 um 184 Prozent auf derzeit 17,2 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Es sind vor allem Abgaben, Umlagen und Steuern, die die Kosten in die Höhe treiben und mittlerweile gut die Hälfte des Strompreises ausmachen – vor allem aber die EEG-Umlage, mit der Betreiber von Wind- und Solaranlagen gefördert werden. Sie ist seit dem Jahr 2000 von 0,2 Cent pro Kilowattstunde auf aktuell 6,79 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. In diesem Jahr werden Privathaushalte und Industrie über ihre Stromrechnung allein für die Ökoumlage 24 Milliarden Euro zahlen. Die Hälfte davon entfällt auf Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. 95 Prozent der Firmen in Deutschland zahlen die EEG-Umlage.

BDI-Präsident Dieter Kempf warnt die neue große Koalition deshalb vor Alleingängen Deutschlands in der Energie- und Klimapolitik. Nationale Schritte wie etwa das Klimaschutzziel für 2020 seien kontraproduktiv. Sie führten dazu, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagerten. Eine Verringerung der CO2-Emissionen in Deutschland um 40 Prozent bis 2020 sei nur noch sehr schwer zu erreichen.

Aurubis-Manager Gehrckens treiben aber längst nicht mehr nur die hohen Strompreise um. Er sorgt sich darum, wie mit immer mehr Wind- und Sonnenstrom energieintensive Betriebe wie Aurubis überhaupt noch ausreichend und verlässlich versorgt werden können. Derzeit gilt Deutschland als eines der sichersten Länder weltweit, Stromausfälle oder Stromschwankungen gibt es kaum. Was aber, wenn zukünftig weit mehr als die Hälfte der Produktion aus den schwankungsanfälligen Quellen Wind und Sonne gedeckt wird? „Durch erneuerbare Energien ist diese Sicherheit zurzeit noch nicht gewährleistet“, meint jedenfalls Gehrckens. Und Schwankungen führten bei Aurubis zu teuren Produktionsausfällen. Spätestens dann würde auch für den Aurubis-Manager die Energiewende zum Standortkiller. „Eine sichere Energieversorgung ist für Aurubis ein entscheidendes Argument für den Standort Deutschland.“

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