Steinbrück trifft Schäuble Alphatiere auf Schmusekurs

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Das Zusammentreffen der beiden so unterschiedlichen Vertreter der Gattung Politiker war pikant. Der eine, Peer Steinbrück, hat Deutschland in erstaunlich geräuschloser Zusammenarbeit mit Merkel bis 2009 - zum Wohle des Ganzen, so sein Anspruch - relativ glimpflich durch die größte Finanz- und Wirtschaftkrise seit Jahrzehnten gesteuert. Geräuschlos läuft es zwischen dem anderen, Schäuble, und seiner Parteichefin nun beileibe nicht. Immer wieder reibt er sich an der Kanzlerin Merkel: da geht es einmal um die Beteiligung des Privatsektors an neuen Griechenland-Hilfen, ein anderes Mal um Steuersenkungen - für die Schäuble partout kaum Spielraum zu sehen vermag.

Beide haben momentan Spitzenwerte

Es war auch noch aus anderen Gründen ein interessantes Zusammentreffen. Es standen sich gegenüber ein dröhnender Freund der deutlichen Worte, der Parteifreunde schon mal als „Heulsusen“ verspottet, und ein Abwägender. Bei Schäuble finden die Sätze oft kein Ende, seine Formulierungen machen manchmal ratlos - doch urplötzlich kann er umschalten, schneidend werden, klar, scharf und sarkastisch. Oberwasser haben sie momentan beide. Laut dem Business-Monitor des „Handelsblatt“, einer Umfrage unter Führungskräften, sind mit Schäuble 85 Prozent überwiegend oder sehr zufrieden - ein Spitzenwert. Steinbrück wiederum schafft es im jüngsten Spiegel-Politiker-Ranking auf Rang zwei, und das ohne jedes offizielle Amt.

Bei Europa sind sich beide einig

Doch so unterschiedlich beide daherkommen, so offensichtlich sind die Gemeinsamkeiten. So hatten und haben beide die Mission, die üble Gewohnheit des permanenten Schuldenmachens zu beenden. Steinbrück war 2007 ganz knapp dran an einem ausgeglichenen Haushalt - ehe die Welt-Finanzkrise ihm das vermasselte. Den Eintrag in die Geschichtsbücher verpasste er damit. Auch Schäuble hat den ausgeglichenen Etat als Ziel fest im Visier. Spätestens 2016 soll der Bundeshaushalt im Großen und Ganzen im Gleichgewicht sein, vielleicht schon früher. Doch es könnte ihm gehen wie Steinbrück: Kurz vor dem Ziel doch noch zu scheitern - an den Kosten der Energiewende oder der Euro-Rettungspakete.

Darin, dass die Zukunft Deutschlands in Europa liegt, sind sich beide einig - aber da endet dann die Gemeinsamkeit.

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