Stephan Weil zur Lage der Autobranche „Die Nachfrage ist auf einem erschreckend niedrigen Niveau“

Corona trifft die Autobranche hart: Stephan Weil im Gespräch mit VW-Chef Herbert Diess Quelle: ddp images

Niedersachsens Ministerpräsident Weil beklagt den massiven Absatzeinbruch in der Autobranche und sendet einen dringenden Hilferuf nach Berlin. Die mittelständischen Zulieferfirmen sind in großer Gefahr. Kommen jetzt neue Konjunkturpakete?

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der Automobilbranche ist Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) schon durch sein Amt eng verbunden. Als Vertreter des Landes sitzt der Ministerpräsident auch im Aufsichtsrat des Volkswagenkonzerns. Die jüngsten Minuszahlen der deutschen Autobranche empfindet er deshalb als Hiobsbotschaft.

„Ich befürchte, dass wir bis zum Herbst noch viele schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie hören werden – und zwar ganz unabhängig davon, ob es eine zweite große Infektionswelle geben wird“, sagte der SPD-Politiker der Wirtschaftswoche. „Die Nachfrage ist nach wie vor auf einem erschreckend niedrigen Niveau.“

Weil betonte, er mache sich derzeit „weniger Sorgen um die großen Autokonzerne, sondern vielmehr um die zahlreichen kleinen und mittleren Zulieferbetriebe“. Er sei deshalb „der festen Überzeugung, dass wir weitere Hilfen für diese deutsche Schlüsselindustrie dringend benötigen“. Es gehe jetzt nicht nur um den Erhalt von Arbeitsplätzen, sondern um den Erhalt ganzer „Wertschöpfungsketten, die bis zur Stahlindustrie und der chemischen Industrie reichen“.

von Martin Seiwert, Annina Reimann

Weil kündigte gegenüber der Wirtschaftswoche an, bei der Bundesregierung vorstellig zu werden, damit neue Konjunkturhilfen für die Industrie aufgesetzt werden können. „Darüber müssen Bund und Länder jetzt intensive Gespräche führen“, sagte der SPD-Politiker. „Wir haben es derzeit nicht nur mit einer üblichen Konjunkturkrise, sondern mit einer außergewöhnlichen – mindestens zwei Jahre andauernden – Wirtschaftskrise zu tun, der wir auch mit außergewöhnlichen staatlichen Maßnahmen begegnen müssen“.

Das gelte auch für den äußerst fragilen Arbeitsmarkt. „Ich bin dafür, das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verlängern“, forderte der Ministerpräsident.

Eines müsse allen klar sein: „Unternehmen, die jetzt in der Coronakrise ihre Bücher schließen, zahlen nie wieder Löhne, Sozialbeiträge und Steuern. Das müssen wir so gut wie möglich verhindern.“



Bei seinem Vorstoß wird Weil von seinem bayerischen Amtskollegen Markus Söder (CSU) unterstützt. Der Ministerpräsident von Bayern, Heimat von BMW und Audi, hatte Anfang der Woche ebenfalls ein Stützungsprogramm für Industriebranchen gefordert, die vom Ausland stark betroffen seien.

Mehr zum Thema
Der Coronaschock verschärft den Überlebenskampf der Autozulieferer. Banken sind nervös, Investoren vorsichtig, und die Autohersteller üben massiven Druck auf ihre Lieferanten aus – und manchmal gar auf deren Insolvenzverwalter.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%