
Liebe Männer aus Deutschland, es geht um euch. Ob groß, ob klein, ob Gläubige oder Atheisten, ob schwul oder metrosexuell, Vater, Bruder oder Ehemann: ihr seid gemeint.
Nicht etwa, weil ihr alle „potentielle Vergewaltiger“ seid. Potentiell ist man ja alles Mögliche. Und nein, auch nicht, weil ihr auf dem Oktoberfest üblicherweise kollektiv sexuelle Straftaten begeht. Lasst euch von den wenigen Frauen nicht verunsichern, die bemüht sind, die Ereignisse der Silvesternacht in Köln zu relativieren und es dabei auffallend an Mitgefühl für die angegriffenen Frauen fehlen lassen. Was junge Männer, offenbar mehrheitlich stimuliert von einer „giftigen Mischung aus nordafrikanisch-arabischer Kultur und Religion“, nicht nur in Köln getrieben haben, hat mit „alltäglichem Sexismus“, jenem Generalverdacht gegen Männer schlechthin, wenig bis nichts zu tun.
Es ging dem Mob dort um Macht und Verachtung. Opfer sind nicht nur die misshandelten Frauen. Sie waren Mittel zum Zweck. Opfer seid auch ihr Männer.
Denn die Frauenverachtung, die sich in der Silvesternacht massenhaft manifestierte, zeigt sich gerade darin, dass Frauen nicht das wahre Objekt der Übergriffigen waren. So viel Einsatz sind sie in den Augen vieler Angreifer ja gar nicht wert.
Hintergründe zu den Übergriffen in Köln
Bisher erstaunlich wenig. Zeugen und Opfer berichten - laut Polizei übereinstimmend - von Männern, die „dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum“ stammen. So hat es der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers auf der Pressekonferenz am Montag formuliert. Demnach soll eine Gruppe von 1000 Männern auf dem Domplatz gewesen sein, die meisten von ihnen zwischen 15 und 35. In kleineren Gruppen sollen sie Frauen umzingelt, sexuell belästigt und ausgeraubt haben, in einem Fall auch vergewaltigt. 90 Anzeigen gibt es bis Dienstagmittag. „Wir haben noch keine konkreten Täterhinweise“, sagt Heidemarie Wiehler von der Direktion Kriminalität.
Von den sexuellen Übergriffen und Diebstählen erfuhr die Polizei Wurm zufolge größtenteils im Laufe der Silvesternacht durch die wachsende Zahl von Anzeigen. Die Taten selbst hätten die anwesenden Polizeibeamten nicht beobachtet, weil diese sich in einer riesigen und unübersichtlichen Menschenmenge abgespielt hätten. Festnahmen habe es keine gegeben, weil Zeugen und Opfer die Täter im Getümmel nicht wiedererkannt hätten.
Die Bundespolizei, die für den Bahnhof zuständig ist, war nach Angaben von Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, mit 70 Kräften vor Ort. Die Kölner Polizei hatte im Bereich Hauptbahnhof und Dom rund 140 Beamte im Einsatz. Einige davon wurden aus anderen Teilen der Innenstadt zum Bahnhof geschickt, als dort die Lage eskalierte. „Für den Einsatz, den wir voraussehen konnten, waren wir sehr gut aufgestellt“, sagt Wurm. Wie sich der Einsatz dann tatsächlich entwickelt habe, sei eine „völlig neue Erfahrung“ und „für uns nicht absehbar“ gewesen: „Dafür hätten wir sicherlich ein wenig mehr Kräfte benötigt.“
Viele Menschen melden sich zu Wort, die der Polizei vorwerfen, mit der Situation überfordert gewesen zu sein und die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Der nordrhein-westfälische CDU-Chef Armin Laschet kritisiert auf Twitter: „Erneut unglaubliche Fehleinschätzung der Kölner Polizei.“ Dabei bezieht er sich auf die Einsatzbilanz am Neujahrsmorgen, in der von „ausgelassener Stimmung“, „weitgehend friedlichen Feiern“ und einer „entspannten Einsatzlage“ die Rede war.
Polizeipräsident Albers räumte bei der Pressekonferenz am Dienstag Fehler ein: „Diese erste Auskunft war falsch.“ Sven Lehmann, Vorsitzender der NRW-Grünen, fordert: „Aufgeklärt werden muss auch, warum die Polizei in Köln erneut von einer aggressiv auftretenden Menschenmenge derart überrascht wurde.“ Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer fragt in der Zeitschrift „Emma“: „Wie ist es erklärbar, dass Hunderte von Frauen unter den Augen eines so massiven Polizeiaufgebotes sexuell belästigt werden?“
Augenzeugen und Opfer berichten in mehreren Medien von ihren Erlebnissen. „Ich hatte das Gefühl, die Polizei und die Sicherheitsleute der Bahn waren nicht nur überfordert, sondern hatten auch Angst, die Lage könnte eskalieren.“ (zitiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Frau aus Overath, die mit ihrer Freundin in der Umgebung des Doms gleich mehrfach von vier bis sechs jungen Männern umkreist worden sein soll).
„Die Stimmung war aggressiv. Plötzlich wurde ich von hinten - ohne dass mein Freund es sah - von mehreren Männern angegrapscht. Ich kann sagen, dass es mehrere waren, da zeitgleich Hände an meinen Brüsten und an meinem Po waren.“(Berichtet eine 40-Jährige dem WDR, die in der Silvesternacht mit ihrem Freund auf dem Weg nach Troisdorf gewesen sein soll)
Vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Karneval kündigt die Polizei an, die Einsatzkräfte bei Großveranstaltungen weiter aufzustocken, auch mit Zivilbeamten. Polizeipräsident Albers zufolge soll auch geprüft werden, ob bestimmte Bereiche stärker mit Videokameras überwacht werden. Über weitere Maßnahmen wollen Polizei und Stadt gemeinsam nachdenken.
Der Angriff richtete sich vielmehr, ganz gemäß einer arabisch-islamischen Kulturalisierung, gegen die „Ehre“ jener Männer, die es nicht fertig gebracht haben, ihre Mütter, Schwestern, Frauen zu schützen. Angefangen von der (ja noch immer überwiegend männlichen) Polizei, die ihre Schutzfunktion nicht ausübte, bis zu den nächtlichen Begleitern, die, hätten sie sich gegen die Übermacht zur Wehr gesetzt, im Zweifelsfall zu Märtyrern ihres Rittertums geworden wären.
Das ist die wahre Herausforderung nach Köln: Ist unsere Vorstellung vom modernen, vom moderaten Mann einem so archaisch auftretenden Männlichkeitsideal überhaupt gewachsen?
Notabene: Alles, was hier und woanders gesagt und geschrieben wird, steht unter dem Vorbehalt, dass immer noch nicht alle Fakten zu den Ereignissen der Silvesternacht bekannt und verbürgt sind. Mir fällt es im Übrigen zugegebenermaßen schwer, bei diesem Thema die Distanz zu wahren und nicht emotional zu werden. Seit ich aus dem Elternhaus aus- und nach Frankfurt am Main gezogen bin, habe ich mir die Freiheit genommen, jederzeit und unbegleitet die ganze Stadt zu durchqueren. Das ging nicht immer, doch so gut wie immer ohne Zwischenfälle ab. Schon deshalb kenne ich den Unterschied zwischen einem gewalttätigen Angriff und einer verbalen Anmache, die man nicht stets, aber meistens mit Selbstbewusstsein parieren kann. Was in dieser Silvesternacht geschehen ist, hat eine andere Dimension.
Politische Konsequenzen nach Kölner Übergriffen
Es ist nämlich in dieser Nacht offenbar geworden, was man spätestens ahnen konnte, als die Bundeskanzlerin Deutschlands aller Welt erklärte, dass die Grenzen des Landes nicht geschützt, seine Souveränität nicht garantiert werden könnten. Zu uns kommen derzeit eben nicht ganz überwiegend Frauen und Kinder, sondern ganz überwiegend in vollem Saft stehende alleinstehende junge Männer.
Dies offen anzusprechen, hat nichts mit einem „Generalverdacht“ zu tun, weder gegen muslimische, noch gegen junge Männer generell. Es geht vielmehr darum, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, in denen sich das alles abspielt.