Das Umweltbundesamt schlägt Alarm: Die Stickoxid-Emissionen in vielen Großstädten werden auch nach Umsetzung der Beschlüsse des „Diesel-Gipfels“ zu hoch sein. Der Dieselmotor darf daher, so die politische Tendenz nicht nur bei den Grünen, keine Zukunft als Antriebstechnik haben. Sonst könnten schließlich diese Autos die Ursache dafür sein, dass dauerhaft der „Grenzwert“ - 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid im Jahresmittel - in deutschen Städten verletzt werde.
Die deutschen Städte mit der höchsten Stickoxid-Belastung
An mehr als jeder zweiten Messstation an stark befahrenen Straßen wurde 2016 der Stickstoffdioxid-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel überschritten. Die Städte mit den höchsten Werten laut Umweltbundesamt (UBA).
Düsseldorf (Corneliusstraße): 58 Mikrogramm pro Kubikmeter
Hamburg (Habichtstraße): 62 Mikrogramm pro Kubikmeter
Köln (Clevischer Ring): 63 Mikrogramm pro Kubikmeter
Kiel (Theodor-Heuss-Ring): 65 Mikrogramm pro Kubikmeter
Reutlingen (Lederstraße Ost): 66 Mikrogramm pro Kubikmeter
München (Landshuter Allee): 80 Mikrogramm pro Kubikmeter
Stuttgart (Am Neckartor):82 Mikrogramm pro Kubikmeter
Nein, das darf nicht sein. Da scheinen sich alle einig zu sein.
Der Begriff des Grenzwertes kommt eigentlich aus der Mathematik. Bei einer mathematischen Funktion ist der „Limes“ der Wert, dem sich die Funktion immer weiter annähert ohne ihn aber je zu erreichen. Vielleicht ist aus dieser mathematischen Herkunft des Begriffs die an Fanatismus grenzende Entschlossenheit der deutschen Politik zu erklären: Die Grenzwerte müssen unbedingt eingehalten werden. Ein Überschreiten kommt nicht in Frage.
Wie absurd!
Haben wir nicht gerade noch von den Regierenden gelernt, dass Grenzen grundsätzlich einzureißen oder zumindest zu überwinden seien. Die von Deutschland im ganz Besonderen. Der Staat könne sie, so Merkel angesichts der Flüchtlingswelle 2015, ohnehin nicht schützen. Eine „Obergrenze“ für die Aufnahme von Flüchtlingen gilt jenseits der CSU dementsprechend als Teufelszeug. Was soll man denn machen, wenn der 200.001. Einwanderer um Asyl bittet? Also dann lieber von der Antifa lernen: „No borders!“ und grenzenlose Solidarität.
Aber Stickoxide und Co sollen mit schärfsten politischen Repressionsmitteln am Überschreiten von Grenzwerten, gehindert werden. Auch wenn diese Grenzen von EU-Beamten noch so willkürlich gezogen sind - im Straßenverkehr 40 Mikrogramm, aber an Arbeitsplätzen bis zu 950 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Und auch wenn darüber Millionen dieselgetriebene Autos mit großem Aufwand nachgerüstet werden müssen (wieviel Schadstoff entsteht eigentlich durch diesen Aufwand in den Werkstätten?) und ihre Besitzer durch den Verfall der Wiederverkaufspreise de facto enteignet werden.
Welche Schadstoffe im Abgas stecken
Stickoxide (allgemein NOx) gelangen aus Verbrennungsprozessen zunächst meist in Form von Stickstoffmonoxid (NO) in die Atmosphäre. Dort reagieren sie mit dem Luftsauerstoff auch zum giftigeren Stickstoffdioxid (NO2). Die Verbindungen kommen in der Natur selbst nur in Kleinstmengen vor, sie stammen vor allem aus Autos und Kraftwerken. Die Stoffe können Schleimhäute angreifen, zu Atemproblemen oder Augenreizungen führen sowie Herz und Kreislauf beeinträchtigen. Pflanzen werden dreifach geschädigt: NOx sind giftig für Blätter und sie überdüngen und versauern die Böden. Außerdem tragen Stickoxide zur Bildung von Feinstaub und bodennahem Ozon bei.
Kohlendioxid (CO2) ist in nicht zu großen Mengen unschädlich für den Menschen, aber zugleich das bedeutendste Klimagas und zu 76 Prozent für die menschengemachte Erderwärmung verantwortlich. Der Straßenverkehr verursacht laut Umweltbundesamt rund 17 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland – hier spielt CO2 die größte Rolle. Es gibt immer sparsamere Motoren, zugleich aber immer größere Autos und mehr Lkw-Transporte. Außerdem mehren sich Hinweise darauf, dass Autobauer nicht nur bei NOx-, sondern auch bei CO2-Angaben jahrelang getrickst haben könnten.
Bei der Treibstoff-Verbrennung in vielen Schiffsmotoren fällt auch giftiges Schwefeldioxid (SO2) an. In Autos und Lkws entsteht dieser Schadstoff aber nicht, was am Kraftstoff selbst liegt: Schiffsdiesel ist deutlich weniger raffiniert als etwa Pkw-Diesel oder Heizöl und enthält somit noch chemische Verbindungen, die bei der Verbrennung in Schadstoffe umgewandelt werden.
Winzige Feinstaub-Partikel entstehen entweder direkt in Automotoren, Kraftwerken und Industrieanlagen oder indirekt durch Stickoxide und andere Gase. Die Teilchen gelangen in die Lunge und dringen in den Blutkreislauf ein. Sie können Entzündungen der Atemwege hervorrufen, außerdem Thrombosen und Herzstörungen. Der Feinstaub-Ausstoß ist in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre deutlich gesunken. Städte haben Umweltzonen eingerichtet, um ihre Feinstaubwerte zu senken.
Feinstaub entsteht aber nicht nur in den Motoren. Auch der Abrieb von Reifen und Bremsen löst sich in feinsten Partikeln. Genauso entstehen im Schienenverkehr bei jedem Anfahren und Bremsen feiner Metallabrieb an den Schienen. All das landet ebenfalls als Feinstaub in der Luft.
Katalysatoren haben die Aufgabe, gefährliche Gase zu anderen Stoffen abzubauen. In Autos wandelt der Drei-Wege-Kat giftiges Kohlenmonoxid (CO) mit Hilfe von Sauerstoff zu CO2, längere Kohlenwasserstoffe zu CO2 und Wasser sowie NO und CO zu Stickstoff und CO2 um. Der sogenannte Oxidations-Kat bei Dieselwagen ermöglicht jedoch nur die ersten beiden Reaktionen, so dass Dieselabgase noch mehr Stickoxide enthalten als Benzinerabgase. Eingespritzter Harnstoff („AdBlue“) kann das Problem entschärfen: Im Abgasstrom bildet sich so zunächst Ammoniak, der anschließend in Stickstoff und Wasser überführt wird.
Der Schutz der Natur, inklusive der menschlichen Gesundheit, ist eine wichtige und zentrale staatliche Aufgabe. Aber gerade auf dem Feld des Immissionsschutzes hat sich eine Grenzwerteherrschaft in den Behörden eingenistet, die das Verhältnismäßigkeitsprinzip ignoriert, also nicht mehr nach den tatsächlichen Schäden fragt, sondern ihre Grenzwerte zum Selbstzweck heiliggesprochen hat.
Übrigens: Während die Reinheit der Luft von Umweltpolitikern und ihren Beamten zäh gegen die Auto-Industrie verteidigt wird, gibt man die Unversehrtheit von Naturflächen weitgehend kampflos preis. Die Industrie der Wind- und Solar-„Parks“ erobert immer größere Flächen, gerade in den wenigen dünnbesiedelten und bis vor kurzem noch halbwegs von industrieller Hässlichkeit freien Regionen Deutschlands. Da scheint es keine Grenzwerte zu geben.