




In den zähen Tarifverhandlungen für Kita-Erzieher und Sozialarbeiter haben Gewerkschaften und kommunale Arbeitgeber keine Einigung erzielt. Eltern müssen aber zunächst keine neuen Kita-Streiks fürchten. Die Gespräche im Anschluss an den Schlichterspruch waren am Mittwochabend unterbrochen worden.
Fragen und Antworten zum Kita-Streik
Gewerkschaften und kommunale Arbeitgeber verhandeln nicht über eine prozentuale Tariferhöhung. Es geht darum, wie die Arbeit von Erzieherinnen und Sozialarbeitern bewertet und bezahlt wird. Die Gewerkschaften wollen durchsetzen, dass die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst mehrere Tarifstufen höher eingruppiert werden. Nach ihren Angaben hätte dies im Durchschnitt eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent zur Folge.
Die Verhandlungen laufen nur für die bei den Kommunen beschäftigten Erzieher. Das ist laut Verdi etwa ein Drittel - zwei Drittel arbeiten für freie Träger wie Kirchen oder die Arbeiterwohlfahrt. Bei den freien Trägern orientieren sich die Arbeitgeber der Gewerkschaft zufolge am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, allerdings häufig mit Eingruppierungen unterhalb des Niveaus bei den Kommunen.
Mit dem Ausbau der frühkindlichen Bildung seien die Anforderungen an die Erzieherinnen stark gestiegen, betont Verdi. Eine entsprechende Bezahlung sei aber ausgeblieben. Auch die Bertelsmann Stiftung streicht die gewachsenen Ansprüche an Erzieherinnen heraus. „Das Anforderungsprofil entspricht dem von Grundschullehrern“, sagt Anette Stein, die bei der Stiftung Direktorin des Programms Bildungsinvestitionen ist. Die Bezahlung bleibe aber „deutlich“ hinter der von Grundschullehrern zurück.
Die Einstufung im Tarifsystem erfolgt nach Tätigkeit und Berufserfahrung. Eine Kinderpflegerin erhält als Anfangsgehalt 2043 Euro brutto im Monat, die Leiterin einer Kita kann, bei besonders großen Einrichtungen, bis zu 4749 Euro im Monat verdienen. Eine Erzieherin mit achtjähriger Tätigkeit bekommt nach Angaben von Verdi derzeit 2946 Euro im Monat, nach den Vorstellungen der Gewerkschaft soll sie künftig 3387 Euro erhalten.
Die meisten Erzieherinnen seien bereits jetzt in die höchste Erfahrungsstufe eingruppiert und hätten damit ein Monatsgehalt von 3289 Euro. Die kommunalen Arbeitgeber vergleichen die Bezahlung der Erzieherinnen mit der von Handwerkern im öffentlichen Dienst oder Brandmeistern bei der Feuerwehr. Das Einkommen des Ausbildungsberufs Erzieherin liege oberhalb dieser Gruppen.
Viele Kita-Beschäftigte haben in einer aktuellen Befragung eine schlechte Bezahlung und fehlende Wertschätzung beklagt. Das Vorurteil „wir spielen, basteln und betreuen die Kinder nur“ sei noch weit verbreitet. In einer beim Kitaleiter-Kongress am Mittwoch in Dortmund vorgestellten repräsentativen Umfrage gaben fast 88 Prozent der Befragten an, ihre Bezahlung entspreche nicht den gestiegenen Anforderungen an ihre Arbeit.
Beide Seiten hätten sich nicht auf die Übernahme des Schlichterspruchs verständigen können, wie Gewerkschaften und Arbeitgeber am Donnerstag in Offenbach mitteilten. Die Schlichter hatten Erhöhungen für einzelnen Berufsgruppen vorgeschlagen. Sie hatten je nach Berufsgruppe Einkommenssteigerungen von 2 bis 4,5 Prozent empfohlen, waren aber weit hinter den Forderungen der Gewerkschaft zurück geblieben. In dem Tarifstreit hatten Streiks zahlreiche Kitas zum Teil fast vier Wochen lang lahmgelegt. Die Ergebnisse der Schlichtung war bei Streikdelegierten der Gewerkschaft Verdi auf heftige Kritik gestoßen.
Nun will Verdi bis zu fünf Wochen lang ihre Mitglieder befragen. Danach sollen die Verhandlungen am 13. August wiederaufgenommen werden. Während der Mitgliederbefragung solle es keine neuen Streiks geben, teilte Verdi-Chef Frank Bsirske mit. Ein Ergebnis könne lauten, dass die Mitglieder den Schlichterspruch annehmen, dass sie ihn ablehnen oder dass die Streiks fortgesetzt werden. Am Ende könnte für die rund 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst eine Tarifeinigung stehen.
Auch die Verhandlungskommission des Beamtenbunds dbb kündigte eine Mitgliederbefragung an. „Bevor wir in die abschließenden Gespräche gehen, wollen wir aber ein detailliertes Stimmungsbild aus unserer Mitgliedschaft“, sagte dbb-Verhandlungsführer Andreas Hemsing.
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