19 oder 7 Prozent: So absurd ist die Mehrwertsteuer in Deutschland

Als die Mehrwertsteuer in den Sechzigerjahren in ihrer heutigen Form eingeführt wurde, hatte der Gesetzgeber noch eine klare Linie: Grundsätzlich sollte ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz gelten (damals: zehn Prozent), nur Güter des täglichen Bedarfs wie etwa Lebensmittel oder Kultur sollten von einem ermäßigten Satz profitieren (damals fünf Prozent). Damit sollte sichergestellt werden, dass sich auch Geringverdiener diese Produkte leisten können.

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In den vergangenen Jahrzehnten gab es allerdings immer mal wieder Änderungen, die zu einem regelrechten Wirrwarr geführt haben. Und so kommt es, dass die Diskussion über die Mehrwertsteuer zu den häufigsten politischen Debatten gehört. Gerade fordern die einen Politiker, die Mehrwertsteuer für Fleisch auf den normalen Satz von inzwischen 19 Prozent zu erhöhen, während andere wollen, dass sie für Fernverkehrstickets bei der Bahn auf den heute ermäßigten Satz in Höhe von sieben Prozent sinkt.
Gut möglich, dass die aktuelle Diskussion endet wie die meisten vorher: ergebnislos. Der vermutete Widerstand der Lobbygruppen gegen eine komplette Neuregelung ist so groß, dass die Politik sich ans Großreinemachen nicht rantraut. Viele skurrile Regelungen werden uns deshalb wohl erhalten bleiben. Nachfolgend eine zwangsläufig unvollständige Übersicht.

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Was ist ein Grundnahrungsmittel, was nicht? Diese Frage stellt sich aktuell bei Fleisch. Die bestehende Regelung mutet durchaus absurd an: So muss etwa für Fruchtsaft der 19-Prozent-Satz veranschlagt werden. Bei Garnelen und Trüffeln hingegen fallen nur sieben Prozent Mehrwertsteuer an.

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Auf Hundekekse und Hundefutter werden sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig. Auf Kinderkekse und Babynahrung dagegen 19 Prozent.

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Leitungswasser wird mit sieben Prozent besteuert. Auf Mineralwasser entfällt hingegen der volle Steuersatz.

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Der ermäßigte Steuersatz wird für Kuhmilch angesetzt. Vegane Alternativen wie Soja- oder Haferdrinks werden hingegen mit dem vollen Steuersatz belegt.

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Wenn das bestellte Essen in einem Schnellrestaurant verzehrt wird, müssen 19 Prozent Mehrwertsteuer abgeführt werden. Nur sieben Prozent sind es, wenn der Kunde das Fast Food mitnimmt.

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Die Besteuerung von Damenhygieneartikeln wie Tampons und Binden ist schon lange ein Streitthema – für sie muss der volle Mehrwertsteuersatz entrichtet werden. Ein Stuttgarter Unternehmen protestiert jetzt gegen die Einstufung als Luxusgut und verkauft Tampons in Büchern, um den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent zu erhalten. Länder wie Kanada und Australien sind einen Schritt weiter und haben die Steuer inzwischen sogar ganz abgeschafft.

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Bei Edelmetallen herrscht ein wahrer Steuerdschungel, der für Laien kaum zu durchschauen ist. So sind etwa Goldmünzen oder -barren, die die Voraussetzungen für Anlagegold erfüllen, vollständig von der Mehrwertsteuer befreit. Münzen und Barren aus Silber sind meist mit 19 Prozent besteuert – für bestimmte Silbermünzen gelten aber Ausnahmen. Dann wird nur der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent angesetzt. Diese Münzen werden jährlich vom Bundesfinanzministerium bestimmt. Für andere Edelmetalle wie Platin oder Palladium ist stets der volle Steuersatz von 19 Prozent fällig.

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Auf einen Adventskranz mit frischen Zweigen werden nur sieben Prozent Mehrwertsteuer draufgeschlagen, auf einen mit getrockneten Zweigen jedoch 19 Prozent.

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