Streitgespräch Das Für und Wider der Steuerreform

Seite 4/7

Frau Fischer, wie ließe sich denn eine Korrektur der Unternehmenssteuer vorstellen, die gezielt solche Unternehmen entlastet, die Wachstum schaffen?

Fischer: Die Personengesellschaften ließen sich gezielt fördern, indem nicht ausgeschüttete Gewinne steuerlich geschont werden. Die jetzige Thesaurierungsregel ist abschreckend und wird von kaum jemandem genutzt. Darunter leidet die Ausstattung der Unternehmen mit Eigenkapital. Am schlimmsten ist in der Krise jedoch die Gewerbesteuer. Wer jetzt Verluste macht, muss trotzdem kräftig Gewerbesteuern zahlen.

Was stört Sie noch?

Fischer: Als innovatives Unternehmen investieren wir viel in Forschung und Entwicklung. Dabei müssen wir immer wieder feststellen, dass in anderen Ländern diese Leistungen stärker als in Deutschland honoriert werden.

Fuest: Richtig, bei der steuerlichen Forschungs- und Entwicklungsförderung muss sich Deutschland bewegen.

Ist Deutschland bei der steuerlichen Forschungsförderung zu geizig, Herr Solms?

Solms: Ich sehe hier keine Priorität. Im Gegenteil, ich habe dieses Vorhaben erst einmal aufgehalten. Bevor wir an einzelnen Stellen wieder neue Subventionen einführen, möchte ich, dass wir zu einem Gesamtkonzept mit einfacheren, gerechteren und niedrigeren Steuern kommen. Alles andere ist Rosinenpickerei. Und das sage ich hier an die Adresse der Wirtschaft, Frau Fischer. Den Herrschaften in den großen Unternehmen ist der Mittelstandsbauch egal.

Fuest: Ich sehe da schon Handlungsbedarf. Wenn zum Beispiel Unternehmen neu gegründet werden, um ein neues Produkt zu entwickeln, fallen zunächst einmal Verluste an. Ist das Produkt dann marktreif, sucht sich das Unternehmen einen finanzstarken Partner oder einen Käufer, um in die zweite Entwicklungsstufe zu starten. Dann aber kann ein neues Unternehmen die vorher zwangsläufig angefallenen Verluste nicht vernünftig berücksichtigen. Das ist ein schweres Handicap für Venture-Capital-Finanzierungen. Ein anderes Thema ist die Gruppenbesteuerung.

Solms: Da stimme ich Herrn Fuest zu. Alle diese Punkte sind Gegenstand des Koalitionsvertrags.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%