Warum? Es dürfte sich schnell Gold oder ein anderes Edelmetall als Währung durchsetzen.
Langhammer: Es mag sein, dass die Menschen Gold bei kleiner Stückelung auch als Zahlungsmittel nutzen. Aber das würde die Wachstumschancen der Wirtschaft erheblich einschränken. Allein schon um den Zugang zu Gold oder andern Edelmetallen zu erhalten, fallen enorme Kosten an. Und ob wir dauerhaft einen jährlichen Zuwachs an Edelmetallen von fünf bis sechs Prozent gewährleisten können, um das Wachstum der globalen Güterproduktion zu finanzieren, bezweifele ich.
Meyer: Wenn Sie Angst haben, das Gold könnte Ihnen ausgehen, dann nehmen Sie doch einen Rohstoffkorb und binden die Währung daran.
Langhammer: Schauen Sie sich mal um, in welchen Ländern die wichtigsten Rohstoffe liegen. Da wissen Sie doch heute nicht, ob Sie morgen noch Zugang zu den Rohstoffen haben. Mit einer rohstoffgedeckten Währung handeln wir uns nur einen Berg neuer Probleme ein.
Im 19. Jahrhundert haben die Menschen in Amerika mit Gold gezahlt, und die Preise fielen auf breiter Front. Trotzdem ist die Wirtschaft kräftig gewachsen.
Langhammer: Damals gab es die erste Globalisierungswelle. Aber die Welt war viel kleiner als heute. Es gab keine Schwellenländer, die Gläubiger- und Schuldnerverhältnisse spielten sich im Prinzip zwischen Industrieländern ab. Daher kann man aus dem damaligen Währungsregime nur begrenzt Rückschlüsse für heute ziehen.
Welche Chance geben Sie der Idee der Parallelwährungen in der politischen Praxis?
Langhammer: Ich sehe keine Chance auf eine Realisierung. Es gibt derzeit keine politische Mehrheit dafür.
Meyer: Wenn sich die Lage in Griechenland zuspitzt oder ein großes Land wie Italien Probleme bekommt, halte ich den Einsatz von Parallelwährungen für möglich. Die Politiker werden nicht zusehen, wie die Euro-Zone auseinanderbricht. Daher könnten sie Parallelwährungen einführen, weil sie ihnen helfen, das Gesicht zu wahren. Denn den Euro gibt es dann ja immer noch.