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Streitgespräch Schwaches TV-Duell endet 7:7-Unentschieden

Angela Merkel kann auch ihr drittes TV-Duell nicht gewinnen. Bei den Themen NSA und Pkw-Maut kommt sie ins Schwimmen. Doch Peer Steinbrück kann daraus lange Zeit kein Kapital schlagen.

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Angela Merkel konnte auch ihr drittes TV-Duell nicht gewinnen. Quelle: AP

Aller guten Dinge sind drei? Diese Redewendung gilt offenbar nicht für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zum dritten Mal trat die CDU-Politikerin am Sonntagabend zum TV-Duell. Zwei Mal verlor sie, so jedenfalls die Bewertung der Zuschauer. 2005 gegen Amtsinhaber Gerhard Schröder und 2009 gegen SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Auch dieses Mal konnte sie im Streitgespräch mit ihrem Herausforderer Peer Steinbrück nicht entscheidend punkten – obwohl sich auch der SPD-Kandidat zunächst schwer tat.

Die erste Frage ging an den ehemaligen Finanzminister unter Merkel. Doch statt zu attackieren und klar zu machen, was er in den kommenden Minuten vorhat, rattert der SPD-Mann seinen Text herunter. Gut auswendig gelernt, aber Fließpunkte gibt es nicht zu holen. Angela Merkel macht ihre Sache zunächst besser. Deutschland gehe es gut, unter ihrer Führung kann das Land heute Rekordzahlen bei der Beschäftigung vorweisen. „Wir haben die besseren Konzepte. Wie kommen die Menschen zu mehr Geld? Das kann nur über Arbeit gehen“, sagt Merkel und punktet zum ersten Mal.

Die Regeln des TV-Duells

Die Kanzlerin setzt nach: Das Wichtigste sei, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Steuererhöhungspläne der SPD würden die Ausgangslage nicht verbessern, sondern Jobs vernichten. Steinbrücks Antwort: Die Union betreibe Propaganda. Ausräumen kann er die Zweifel an der Steuerplänen der Partei einmal mehr nicht. 2:0 für Merkel.

Was ist los mit dem SPD-Kanzlerkandidaten, der eigentlich attackieren müsste, so deutlich wie er in den Umfragen zurückliegt? Er war es doch, der am liebsten gleich zwei Mal in einem TV-Duell gegen Merkel angetreten wäre – und die Bedeutung des TV-Duells kennen müsste. Beim letzten Mal schauten 14,21 Millionen Deutsche zu, das Duell zwischen Merkel und Gerhard Schröder 2005 hatte gar 20,98 Millionen vor die Fernseher gezogen. Und anders als es in der Öffentlichkeit gerne dargestellt wird, besitzt das Duell durchaus eine Bedeutung im Wahlkampf. Glaubt man den Daten der German Longitudinal Election Study (GLES), hätten Angela Merkel und die CDU 2009 ein um 2,7 Prozentpunkte besseres Wahlergebnis erzielt, wenn alle Zuschauer das Duell gesehen und die die Bundeskanzlerin als Siegerin betrachtet hätten.

Was Schwarz-Gelb nicht geschafft hat

Die wichtigste Erkenntnis: Selbst wenn man langfristige Überzeugungen, die Kanzlerpräferenz und die Beurteilung der Parteien berücksichtigt, hat das TV-Duell immer noch einen signifikanten Einfluss auf die Wahlentscheidung.

Doch erst nach einer Viertelstunde taut Steinbrück auf. Er spricht nun Merkel direkt an, hört sich nicht mehr so an, als gäbe er nur auswendig Gelerntes wider. Als Merkel lobt, wie sie den Haushalt saniert hat, verweist Steinbrück auf die gute Konjunktur. In Zeiten von Rekord-Steuereinnahmen müsste doch längst mehr möglich gewesen sein, sagt er. Recht hat er, 1:2.

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